Landeshauptstadt: Tausende pilgerten ins Mittelalter
3. Ritterfest im Volkspark mit mehr als 10 000 Besuchern / Mitreißende Musik von „Cocolorus Diaboli“
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Bornstedter Feld - Das Herzstück des Ritterfestes, das zum dritten Mal an den Pfingsttagen im Volkspark stattfand, ist zweifellos die Musik der Band „Cocolorus Diaboli“. Mit ihren seltenen Instrumenten wie Nyckelharpa, Schalmei, Uilleanpipe und Cretan Lyra erzeugen sie bisher ungehörte Klänge und begeistern die Zuhörer mit ihrer Kraft. „Das Potsdamer Publikum ist besonders aufgeschlossen“, sagte Dietmar Frick am Ende des gestrigen Auftritts der Folklore-Band.
Frick ist nicht nur die zentrale Figur der Band, sondern auch der Veranstalter des Ritterfestes, das an die zweihundert Mitwirkende zählt. „Ich schätze, wir haben über zehntausend Besucher“, sagte der Musiker und Organisator. Bei Zehntausend würden sich Ausgaben und Einnahmen gerade die Waage halten. Zu den Einnahmen des mittelalterlichen Spektakels zählen nicht allein das Eintrittsgeld, sondern auch der Obolus, der für das Bogenschießen, für den Wurf mit der Axt auf einen aufgemalten Bären oder für einen Schwertkampf gezahlt werden muss.
Frick und seinen Mitwirkenden ist die Freude am Spiel anzusehen, dabei ist keiner von ihnen ein studierter Musiker. Frick selbst ist diplomierter Mathematiker, arbeitete in diesem Fach bei der Akademie der Wissenschaften der DDR, bis er 1986 kündigte, um sich voll der Musik zu widmen. Nebenbei ist er noch Biobauer und Pomologe, das heißt ein Kenner alter Obstsorten. Sein Sohn Andy spielt in der Band die Nyckelharpa oder Schlüsselfidel, ein schwedisches Saiteninstrument mit Tastenmechanismus. Eigentlich Goldschmied, hilft er „bei Vatern“ in der Saison aus.
„Nur Essen und Trinken“, urteilte Waleri Kurtu aus Moldawien über die Vorliebe der Besucher. Mit dem Verkauf seiner filigranen Keramiken ist er hingegen nicht zufrieden. Dazu habe auch der Regenguss am Samstag beigetragen. Da war die Ritterfestmeile wie leergefegt. Der Stempel auf die Hand als Eintrittsnachweis gilt jedoch für alle drei Tage und so gab es am gestrigen Pfingstmontag noch einmal einen Besucherboom, zumal das vom Wetterdienst vorhergesagte Unwetter bis zum Abend nicht eintrat. „Nur Essen und Trinken“, das sind Feuerfleisch und Würste aus der „Braterey“, aber auch „Kartoffelflecken“ sowie geröstete Mandeln und Zuckerwatte. Niemand musste darben oder dursten.
Fricks Folklore-Unternehmen ist eine Art Wanderzirkus, der über zwanzig Veranstaltungsorte in der Saison bereist. Als nächstes geht es mit dem wandelnden Mittelalter nach Schildow, Paaren, Wismar und Luckau. Den Wiesenpark im Bornstedter Feld hält Frick für besonders geeignet. „Ich hoffe, wir können im nächsten Jahr wieder hier sein.“ G. Schenke
G. Schenke
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