
© A. Klaer
Von Guido Berg: Tauwetter in der Leistikowstraße
Gedenkstätten-Stiftung und Verein ehemaliges KGB-Gefängnis kommen sich näher / Fest am Sonntag
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Nauener Vorstadt - Annäherung zwischen der Brandenburgischen Gedenkstätten-Stiftung und dem Verein Gedenk- und Begegnungsstätte ehemaliges KGB-Gefängnis Potsdam: Kurz vor dem Jubiläumsfest „Zehn Jahre Gedenk- und Begegnungsstätte“ am Sonntag erscheinen plötzlich Dissenspunkte lösbar. Beide Seite schlagen moderate Töne an. Über die Resultate der Inschriften-Forschung im Keller in der Leistikowstraße „sind wir sehr erfreut“, erklärte gestern Bernhard Kaltenbach, zweiter Vorsitzender des Gedenkstätten-Vereins, den PNN. Die Gedenkstättenleiterin Ines Reich hatte jüngst vor Journalisten berichtet, wie es ihren Mitarbeitern gelungen ist, die ehemalige Insassin des russischen Untersuchungsgefängnisses Erika Sagert anhand ihrer Wand-Inschrift ausfindig zu machen und zu interviewen (PNN berichteten).
Bei der Jubiläumsveranstaltung am Sonntag hofft Kaltenbach auf „eine gewisse Annäherung“. Der Verein feiert mit ehemaligen Häftlingen die dauerhafte Öffnung des Hauses Leistikowstraße ab Mai 2000. Entgegen ersten, gegenteiligen Befürchtungen werden die Gäste der Feier im Haus des Pfingstberg-Vereins in der Großen Weinmeisterstraße 45a zwischen 13.30 Uhr und 15 Uhr auch das unweit vom Festort befindliche ehemalige Untersuchungsgefängnis besichtigen dürfen. Jüngst war vom Verein noch kritisiert worden, dass die Feier nicht direkt im neuen Servicebau der Gedenkstätte stattfinden kann, der laut Gedenkstättenstiftung derzeit für die Erarbeitung der neuen Dauerausstellung gebraucht werde. Dazu Kaltenbach: Das Haus des Pfingstberg-Vereins sei zur Bewirtung der Zeitzeugen ohnehin besser geeignet.
Ungeachtet dessen machte Kaltenbach gestern gegenüber den PNN fünf Forderungen seines Vereins an die Gedenkstätten-Stiftung auf – deren Erfüllung Stiftungssprecher Horst Seferens gestern umgehend in Aussicht stellte. So verlangt der Verein laut Kaltenbach eine digitale Videodokumentation der Ausstellung „Von Potsdam nach Workuta“, die der Verein zusammen mit dem Verein Memorial in der Leistikowstraße bis 2007 zeigte. Dazu Seferens: „Wir stehen dem positiv gegenüber.“ Mit der Firma Finedesign gebe es Gespräche und „keine unüberwindbaren Hürden“. Ferner fordert Kaltenbach die Anbringung einer Fahne, damit die Gedenkstätte auch in der Interimsphase besser zu finden ist. Dazu Seferens: Das Banner ist „in Arbeit“, er gehe davon aus, dass es bereits am Sonntag da sein werde. Kaltenbach regt zudem die Anbringung von Wegweisern in der Straße Am Neuen Garten an. Laut Seferens ist Ines Reich mit der Satdt im Gespräch; bis zur Eröffnung der neuen Dauerausstellung 2011 werden die Schilder im Stadtraum angebracht sein.
Als sehr wichtigen, weil von den ehemaligen Häftlingen geforderten Punkt betrachtet der zweite Vereinsvorsitzende die Verdunkelung der Keller. Unter dem Stichwort „weiße Folter“ sei die Folterung mit Licht oder durch Lichtentzug bekannt geworden, erläuterte Kaltenbach. Stiftungssprecher Seferens äußerte dazu, eine Verdunklung von ein oder mehreren Kellerzellen werde es im Rahmen der Dauerausstellung geben, „um die reale Häftlingssituation erfahrbar zu machen“. Allerdings sei eine Rekonstruktion etwa von Fenster-Blenden problematisch, es soll aber in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz eine Lösung gefunden werden.
Als fünften Punkt nannte Kaltenbach unter dem Stichwort „Transparenz“ die Notwendigkeit, den Beirat der Gedenkstätte über die Konzeption der Dauerausstellung regelmäßig zu informieren. Dazu Seferens: „Eingehend“ werde auf einer Beiratssitzung im Juni über die Konzeption der Dauerausstellung informiert.
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