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Landeshauptstadt: Teltower Energiebedarf vernichtet 140 Hektar Regenwald

Schüler des Kant-Gymnasiums diskutieren über Energiepolitik ihrer Stadt und würden anders entscheiden

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Statt der vermeintlichen Alternative Biodiesel, brauchen wir richtige Alternativen. Zu diesem Fazit kamen die Schüler der Klasse 12 des Kant-Gymnasiums in Teltow in einer Geografiestunde, die anders als gewöhnlich ablief, denn auf der Schulbank saß diesmal auch Karin Kreemke, die Lehrerin. Sie hatte zwei Mitglieder der Lokalen Agendagruppe „Energie“ eingeladen, die über die Tragweite des Biodiesel-Booms berichteten.

Elisabeth Camin-Schmid und Richard Martin präsentierten auch einen Dokumentarfilm, der zeigte, dass die große Nachfrage nach dem Treibstoff in Indonesien verbrannte Erde hinterlässt. Denn dort werden Regenwälder durch Brandrodungen vernichtet, um Platz für Palmöl- Plantagen zu schaffen, die den Rohstoff für Biodiesel liefern. „Statt für die Umwelt etwas zu tun, wird im Ergebnis Umwelt zerstört“, meinte Tim nachdenklich im Anschluss an den Film, in dem neben der Waldzerstörung auch zu sehen war, wie Ureinwohner von ihrem angestammten Land vertrieben werden.

Als ihnen die lokalen Agendaakteure erläuterten, dass Palmöl bald auch in Teltow eingesetzt wird, war das Anlass, diese Energiebilanz etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Nur einigen Schüler war bekannt, dass in der Oderstraße ein neues Heizkraftwerk gebaut wird, um den Mietern der Wohnungsbaugesellschaft Teltow für die nächsten zehn Jahre einen stabilen Fernwärmepreis zu garantieren. Dass die Anlage an ein Blockheizkraftwerk gekoppelt ist, um einen besseren Wirkungsgrad zu erzielen, sei zwar vernünftig, meinten die Schüler, aber der eingesetzte Brennstoff äußerst fragwürdig. Denn den müssten die ärmeren Länder teuer bezahlen. So klärte sie der Film auch darüber auf, dass bei den Bränden auf indonesischen Torfböden ein Vielfaches mehr an Kohlendioxid entweicht als später bei den Verbrauchern wieder eingespart werden kann. Daher befand Daniel: „Rapsöl wäre besser als Palmöl aus Indonesien“. Auch wenn heimischer Biosprit teurer sei, sollten dafür nicht die Umweltschäden in anderen Ländern in Kauf genommen werden. Zudem erzeuge der Teltower Jahresbedarf von 700 Tonnen Palmöl einen zusätzlichen Druck, in Indonesien weitere Plantagen anzulegen. Für Teltow, so erfuhren die Schüler, müssten 140 Hektar Regenwald vernichtet werden. Statt Palmöl zu verstromen, könnte aber auch gleich hier vor Ort Solarenergie erzeugt werden und dafür wären nur 2500 Quadratmeter Ackerland nötig.

Windenergie sei ebenso eine gute Lösung, meinten einige Schüler. Unmissverständlich benannten sie fossile Brennstoffe als Klimakiller im eigenen Land, schätzten aber zugleich skeptisch ein, dass noch zu viel Energie nötig sei, um Solarzellen zu produzieren. Deutschland müsste in diesem Bereich noch intensiver forschen, schlussfolgerten sie, da ja alternative Energie vorläufig noch nicht gespeichert werden könne. „Erste Ansätze dazu gibt es aber bereits“, wusste Richard Martin und Elisabeth Camin-Schmid entwarf eine optimistische Energieperspektive: „Statt großer Kraftwerke wird es künftig kleinere dezentrale Anlagen in den Kommunen geben“. Durchaus realistisch erschien den meisten Schülern, dass Teltow einmal energieautark sein könnte. Und als Karin Kreemke am Schluss der Stunde wissen wollte, was ihre Schüler tun würden, wären sie Bürgermeister, lautete die spontane Antwort: „Ein energieeffizientes Kraftwerk bauen“. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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