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Das war dann zu viel. Einer gegen alle - das konnte nicht gut gehen. Teltows Stürmer Mirsad Stollaj brachte seine Elf nach dem Rückstand gegen den Müllroser SV zwar wieder ins Spiel. Doch als das Spiel in seine Entscheidung ging, agierte er zu eigensinnig.

© Benjamin Feller

Sport: Teltower Heimfluch hält an

Der 80-jährige Hans Kuppke hat schon lange keinen Sieg seines Enkels mehr gesehen. Der verlor in der Landesklasse Ost mit dem Teltower FV gegen den Müllroser SV 2:3

Stand:

Hans Kuppke wird reichlich Aufbauarbeit leisten müssen. Sein Enkel Benjamin Kuppke hatte mit dem Teltower FV gerade 2:3 (2:1) gegen den Müllroser SV verloren und war nicht sehr gesprächsfreudig vor lauter Enttäuschung. Nicht nur der 24-Jährige war sprachlos nach der späten Niederlage, auch Kapitän Tomas Schütt lag Minuten nach dem Abpfiff schweigend auf dem Rasen. Durch ein Tor in der 89. Minute durch den starken Müllroser Stürmer Paul Herrmann gab Teltow ein Spiel aus der Hand, das es hätte gewinnen müssen. Der Heimspielfluch der Teltower dauert also an – den letzten Erfolg zu Hause gab es am 15. März in der Vorsaison.

Den hatte auch Hans Kuppke gesehen, der fast jedes Heimspiel besucht, seit sein Enkel in der Ersten des TFV spielt. Von 1950 bis 1958 stand er selbst auf dem Platz – im Tor. „Damals hieß das noch Motor Teltow“, sagt er 80-Jährige und erzählt von Fußbällen, die noch zugeschnürt wurden und sich bei Regen mit Wasser vollsogen und so schwer waren, „dass nach jedem Kopfball ein Abdruck auf der Stirn blieb“, wie der Fußball-Senior erzählt.

Am vergangenen Samstagnachmittag hatte er einen kuriosen Beginn der Landesklasse-Partie gesehen. Die war 80 Sekunden alt, als Teltows Kapitän Schütt nach einer guten Kombination den Ball an die Unterlattenkante knallte – und verblüfft zusah, wie das Leder 20 Sekunden später im eigenen Tor zappelte: Während die Teltower im Jubelschrei verharrten, schickte Paul Hermann seinen Bruder Max mit einen guten Pass auf die Reise, der ohne große Mühe zum 1:0 vollendete. Die Gastgeber brauchten eine Viertelstunde, um zu ihrem Spiel zu finden – doch dann machten sie es gut: Sichereres Kurzpassspiel und lange Diagonalpässe machten das Teltower Spiel sehr variabel, Müllrose bekam nicht mehr viel Ballbesitz. Zwei Minuten brauchte die Elf von TFV-Trainer Ingo Hecht schließlich, um das Ergebnis zu drehen: In der 17. Minute jagte der Müllroser Tobias Karge eine flache Hereingabe von Mirsad Stollaj ins eigene Tor. In der 19. Minute sorgte der agile Teltower Angreifer per Kopf selbst für die Führung, die Schütt noch vor der Pause hätte ausbauen können. Aber auch nach Wiederanpfiff gingen die Teltower fahrlässig mit ihren Chancen um, die nach Ansicht ihres Trainers für zwei Spiele gereicht hätten. Im Fünf-Minuten-Takt erspielten sie sich hochkarätige Möglichkeiten; es war exemplarisch, als in der 66. Minute Florian Adam freistehend an Gäste-Torwart Stefan Ammer scheiterte.

Hans Kuppke ahnte, was kam, als er gut eine Viertelstunde vor Schluss meinte: „Das Ding ist noch nicht entschieden, das steht auf der Schneide.“ Kurz danach fiel der Ausgleich. Teltows Keeper Tobias Knetsch hatte bei einem Konter der Müllroser im Strafraum im Eins-zu-Eins-Duell riskant den Ball gespielt – sein Gegenspieler kam zu Fall und zum Entsetzen der Teltower gab es Strafstoß, den Paul Hermann sicher verwandelte.

Nun war es eine offene Partie: Die Gäste bedienten zunehmend ihre kämpferischen Qualitäten – ganz nach der Devise ihres Trainer Ronny Schulze – „Vorne nur rammeln!“ – gab er seinem Spieler Stefan Kuke bei dessen Einwechslung zehn Minuten vor Schluss als Auftrag mit. Und die Hausherren machten das, was ihrem Trainer nach Abpfiff ein Rätsel blieb: die beste Chance auslassen. In der 84. Minute hatten sich der Müllroser Keeper und ein Abwehrspieler gegenseitig zu Fall gebracht – Stollaj schoss am leeren Tor vorbei. Eine Minute tanzte er durch den Gäste-Strafraum und vergaß im richtigen Moment abzulegen. Ein Distanzschuss von Ahmad El-Rabah verfehlte knapp sein Ziel.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Hans Kuppke seinen Platz schon verlassen. Das Sitzkissen unterm Arm, den Regenschirm in der Hand stand er direkt hinter dem Teltower Tor – just in dem Moment, als Paul Herrmann zum 3:2-Siegtreffer einschob.

Teltower FV: Knetsch; Fenchel, El-Rabah, Kuppke, Fröhlich; Schütt, Birner (ab 76. Mrabet), Fritz, Dahlmann ; Stollaj, Adam Tore: 0:1 M. Hermann (2.), 1:1 Karge (17., Eigentor), 2:1 Stollaj (19.), 2:2 P. Hermann (76., Strafstoß), 2:3 P. Hermann (89.)

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