Landeshauptstadt: Teltower Tram und verkürzte Stammbahn bleiben umstritten
Tram nach Teltow chancenlos, 16.6.
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Tram nach Teltow chancenlos, 16.6.
Mir scheint, dass so, wie jahrzehntelang im Raum Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow alles in Ost-West-Richtung verlief, jetzt die Koordinaten gekippt und das Gegenteil davon Platz greifen soll. Der Raum Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow gewinnt im perspektivischem Sinne mit einer Schienenverkehrsanbindung auf höchstem Niveau zum überaus großen Nachbarn im Norden und mit einer, die eine Stufe drunter liegt, zur Landeshauptstadt im Westen. Was spräche denn beispielsweise dagegen, zwei unterschiedlich gelagerte Schienenverkehrsverbindungen in einem Endpunkt Stahnsdorf oder im heutigen Endpunkt Teltow zusammenkommen zu lassen – oder die Straßenbahn auf S-Bahn-Gleisen bis Teltow weiterfahren zu lassen?
Helmut Krüger, Potsdam
Warnung vor „Verkehrsinfarkt“, 17.6.
Man kann Klocksin nur Recht geben. Wer den täglichen Wahnsinn auf dem Nutheschnellweg betrachtet, kann über die Kreistagspolitiker nur den Kopf schütteln. Die Damen und Herren sind offenbar eingefleischte Autofahrer. Eine Tram abseits der Straße – womöglich noch mit Expresscharakter – ist durchaus eine Alternative für Havelbusse, die im Stau stehen und CO2 produzieren. Schon der Umstand, dass die Potsdamer Verkehrsbetriebe sicher sind, dass sich die Linie rechnet, sollte zu denken geben. Und mit moderner Steuertechnik könnte solch eine Linie heutzutage sogar in einem separaten Gleisbett ohne Fahrer als innovatives Pilotprojekt entwickelt werden. Doch leider fehlt die Fantasie und in den Gemeinden Stahnsdorf, Teltow und Kleinmachnow hat, trotz aller Lippenbekenntnisse, die Autofraktion das Sagen. Warum sonst sind Buslinien noch immer schlecht getaktet, haben unattraktive Tarife/Linienführungen und sind die wenigen Fahrradwege in einem oft erbärmlichen Zustand?
Matthias Heinrich, Kleinmachnow
Schienenanbindung als Wahlwerbung?
Einige Provinzpolitiker versuchen mit aller Macht immer wieder eine Schienenanbindung Zehlendorf- Dreilinden-Europarc einer breiten Öffentlichkeit schmackhaft zu machen. Es stehen ja Wahlen an. Der Europarc muss als „Jobmaschine“ herhalten, damit eine Verkehrsinvestition von zirka 35 Millionen Euro in den märkischen Sand gesetzt werden kann. So wurde eine interne Studie seitens der HH-Stäglin, Blasig, Klocksin und dem Europarc in Auftrag gegeben und siehe da, die ergab den Faktor 1 Bei einer im letzten Jahr veröffentlichten Nutzen-Kosten-Untersuchung der Stammbahn, konnte – selbst bei wohlwollender Zahlenauslegung – kein Kostenfaktor nahe 1 erzielt werden.
Die Herren sollten prüfen, was der Region wirklich helfen kann. Ohne Frage sind da Optimierungen bereits bestehender Verbindungen und deren Zubringerverkehr schon mal hilfreich. Da hilft keine S-Bahn, die parallel zum bestehenden, flexibleren Busverkehr und der S1 verkehrt. Alle 20 Minuten soll diese „Rumpfbahn“ fahren und dabei ausgelastet sein? Verkehrswegebau ist nicht per se Klimaschutz – auch nicht Schienenverkehr, der heranwachsende Natur-Ressourcen zerstört.
Peer Hartwig, Schutzgemeinschaft Stammbahn e.V., Kleinmachnow
Die Zeit für eine Schienanbindung ist reif
Es ist schon seltsam: immer wenn Kleinmachnow den Versuch unternimmt, eine Schienenverbindung nach Berlin über die Trasse der Stammbahn zu erreichen, kommen aus Teltow Gegenvorschläge, die angeblich sinnvoller sind. Diesmal von Herrn Fanter, der den Anschluss Kleinmachnows an das Schienennetz über die Friedhofsbahn schaffen will.
Nur würde die Friedhofsbahn allein den Ortsteil Dreilinden berühren und daher viel weniger Kleinmachnower Fahrgäste gewinnen können als durch einen S-Bahnhalt Kleinmachnow-Düppel. Den Teltowern kann man nur gratulieren, dass sie einen Regionalbahnhof haben, von dem aus der Potsdamer Platz in wenigen Minuten erreichbar ist, dass sie ans S-Bahn-Netz angeschlossen sind sowie Schnellbusverbindungen nach Potsdam und zum Berliner Bahnhof Zoo haben. Nichts Vergleichbares gibt es für Kleinmachnow – die Zeit für eine Schienenanbindung des Ortes ist deshalb reif. Die Voruntersuchung der DB International hat gezeigt, dass eine S-Bahn -Strecke von Zehlendorf über Düppel-Kleinmachnow nach Dreilinden sinnvoll erscheint.
Jürgen Vietig, Kleinmachnow
Pro „Friedhofsbahn“ und Ringschluss
Der Wiederaufbau der Stammbahn wurde als zu teuer und uneffektiv verworfen. Jetzt taucht das Projekt als S-Bahn-Variante zwischen Zehlendorf und dem Europarc erneut aus der Mottenkiste auf. Voraussichtlicher Gesamtpreis: 35 Millionen Euro. Lacht hier jemand? Bahnsachverständige hatten für die alte Stammbahntrasse wegen aufwändiger Brückenbauwerke Kosten in Höhe von 250 bis 300 Millionen Euro errechnet. Eine dieser Brücken müsste auch bei der S-Bahn-Variante errichtet werden. Da bei der Trassierung der neuen Autobahn in Dreilinden nach der Wende eine mögliche Bahnquerung vergessen (übersehen oder nicht gewollt) war, wurde die Autobahn nicht abgesenkt. Da Autobahnbrücken die lichte Höhe von etwas mehr als acht Meter haben müssen, entstünde nun das Kuriosum, dass auf beiden Seiten der Autobahn ein hoher Bahnkörper aufgeschüttet werden müsste.
Dann würde die S-Bahn am Wald entlang durch ein Naherholungsgebiet geführt, rückwärtig an den Häusern „An der Stammbahn“ vorbei, über drei beschrankte Bahnübergänge mit entsprechenden Haltezeiten für den Autoverkehr verlaufen. Die verbesserte ÖPNV-Anknüpfung des Europarcs könnte ein relativ gutes Argument sein. Relativ, weil alle bisherigen Berechnungen zukünftiger Fahrgastzahlen und Gewerbeansiedlungen sich als nicht stichhaltig herausstellten. Ein besseres Argument wäre die Wiedererrichtung der „Friedhofsbahn“ von Wannsee über Europarc und Stahnsdorf weiter nach Teltow, der sogenannte „Ringschluss“.
Das wäre billiger, effektiver, verkehrsgünstiger, naturschonender, intelligenter.
Heiner Giersberg, Kleinmachnow
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