Landeshauptstadt: Tennisklub lehnt Angebot der Stadt ab
Verein sollte Grundstück und neue Plätze erhalten / Vorstand zerstritten, Vorsitzender zurückgetreten
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Der Aufschlag ging ins Aus: Die Stadt hat dem Tennisklub Rot-Weiß Potsdam ein Angebot für eine neue Tennisanlage vorgelegt, der 2. Vereinsvorsitzende Heinz- Hermann Schulte-Loh hat dies abgelehnt. Die neue Anlage soll nach Auskunft der Stadt auf einem 17 000 Quadratmeter großen Grundstück an der Heinrich-Mann- Allee, nahe dem Bahnhof Rehbrücke, liegen. Der Verein bekomme zudem neun neue Plätze und das Grundstück für einen symbolischen Euro. Zu wenig, findet Heinz-Hermann Schulte-Loh – und provozierte damit den Rücktritt des Vereinschef Clemens Appel.
Der Tennisverein soll sein Gelände räumen, damit die Grundstücke altes Straßenbahndepot, Tennisplätze und Sporthalle Heinrich-Mann-Allee in einem Atemzug zu einem neuen Wohnquartier umgebaut werden können. Dazu verhandelt Appel seit längerem mit der Stadt. „Im Vorstand gibt es inzwischen kein einheitliches Vorgehen mehr“, sagte Appel gestern auf Nachfrage. Es seien andere Dinge vereinbart worden. Erst sollte das Angebot geprüft und eventuell modifiziert werden. Der Vorstand hatte sich in der Vorwoche auf ein Verfahren geeinigt, dass bis zum Sommer eine Beurteilung des städtischen Vorschlages vorgelegt werden. Eine Arbeitsgruppe sollte den Verwaltungsplan modellieren – soll sie laut Schulte-Loh immer noch. Er erklärte gestern, der Verein werde sich weiter in die Diskussion einbringen. Allerdings sei das jetzt vorgelegte Angebot der Stadt nicht ausreichend. Der Verein würde 6000 Quadratmeter Fläche weniger haben als jetzt, er müsste auf Plätze verzichten und einen Center-Court mit Zuschauerplätzen, wie auf dem heutigen Gelände, sei ebenfalls nicht vorgesehen. Zudem seien die Tennisplätze falsch angeordnet gewesen, die Spiele müssen laut Verbandsstatuten in Nord-Süd-Richtung stattfinden.
Alles Dinge, die man hätte klären können, sagte Appel. Am Ende der Diskussion wären der Verwaltung Forderungen, Änderungswünsche oder eine Absage übergeben worden. Für ihn hatte die Erarbeitung einer gemeinsamen Lösung Priorität. Schulte-Loh sieht jedoch andere Prioritäten: Erstes Ziel sei, dass der Verein Rot-Weiß am jetzigen Standort in der Heinrich-Mann-Allee bleiben und einen Teil des Geländes in Erbbaupacht übernehmen kann. Sollte dies scheitern, so Schulte-Loh, muss über den anderen Standort diskutiert werden.
Darüber befinden die Stadtverordneten seit etwa einem Jahr – zuletzt am Mittwoch. Die SPD hatte beantragt, dass dem Verein ein Erbpachtvertrag gegeben werden soll. Der zweite Vereinsvorsitzende hat dazu ein Rederecht erhalten und das Angebot der Stadt abgelehnt. Politisch pikant daran: Schulte-Loh hatte sein Rederecht vor den Stadtverordneten über den Fraktionschef der Linken Hans-Jürgen Scharfenberg erhalten. Appel ist dagegen Chef der Staatskanzlei des Landes Brandenburg und SPD-Mitglied. Wegen dieser politischen Verbindungen könne Appel „leider“, so Schulte-Loh, nicht immer so agieren wie gewollt. Appel sieht durch das öffentliche Auftreten Schulte-Lohs am Mittwoch hingegen Absprachen innerhalb des Vereins- Vorstandes unterwandert und zog die Reißleine. „Das kann ich mir nicht bieten lassen“, sagte er zu seinem Rücktritt als Vereinschef. Am Montag soll es eine Sondersitzung des Vereinsvorstandes geben, Schulte-Loh hat die Führung kommissarisch übernommen. Dann soll eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen, um den Vorstand zu bestätigen. Ohne Appel - der will künftig nur noch einfaches Mitglied sein und Tennis spielen. Ob auf der heutigen Anlage oder auf einer neuen, entscheidet sich bis zum Sommer. Jan Brunzlow
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