Von Peer Straube: Testlauf zum richtigen Job
Berufsorientierungsangebot für Siebt- und Achtklässler in der Biosphäre
Stand:
Bornstedter Feld - Die Idee ist eigentlich simpel: Jugendliche finden heraus, wo ihre Stärken liegen und entscheiden danach, welchen Beruf sie ergreifen wollen und vor allem – welcher zu ihnen passt. Dieses Konzept haben sich die Arbeitsagentur, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und die Landesregierung zu eigen gemacht und daraus unter dem Motto „Komm auf Tour – meine Stärken, meine Zukunft“ einen Erlebnisparcours gestaltet, der in zwölf Städten und Landkreisen der Mark Schüler der siebenten und achten Klassen auf den richtigen Berufsweg bringen soll.
Seit gestern und noch bis zum morgigen Donnerstag ist der Parcours in der Biosphäre aufgebaut: 500 Quadratmeter groß, sechs Stationen. Zwei Stunden dauert es pro Schulklasse, ihn zu absolvieren. Los geht’s an einem Terminal, so ähnlich wie an einem Flughafen. Dort werden die Jugendlichen begrüßt und mit einem Video auf das Kommende eingestimmt. In Gruppen zu je einem Dutzend werden sie dann auf die Teststrecke geschickt. Zum Beispiel in die „sturmfreie Bude“. Die Szenerie ist eine Wohnung, die Vision eine zu Ende gegangene Party, kurz bevor die Eltern heimkommen. Es gilt, das Chaos wieder in Ordnung zu bringen. Ziel ist es hier, selbstständiges Handeln zu testen. Eine andere Station nennt sich „Labyrinth“. Die Vorgabe ist klar – den eigenen Lebens- und Berufsweg entdecken, sich zurechtfinden. Im „Zeittunnel“ werden die Probanden mit Szenarien aus möglichen Lebens- und Arbeitswelten zwischen Gegenwart und Zukunft konfrontiert und müssen entscheiden, welche in ihrem Leben eine Rolle spielen könnte. Schließlich gibt es noch die „Bühne“, auf der die Schüler verschiedene Szenen nachspielen sollen, oder in einem Job „hinter den Kulissen“ agieren. Hier sollen Rollen- und Perspektivwechsel vermittelt werden. Den Schluss bildet ein weiterer Terminal, an dem die Jugendlichen die Erlebnisse und Erfahrungen im Parcours auswerten.
Die Chefin der Potsdamer Arbeitsagentur, Edelgard Woythe, erklärte, die Vorbeugung gegen Arbeitslosigkeit beginne bereits bei der Berufsorientierung. Darum setze man mit dem Projekt bereits in der siebenten Klasse an. Üblicherweise beschäftigen sich Jugendliche erst in Klasse neun mit der Frage, welchen Job sie machen möchten. In Nordrhein-Westfalen wird das Konzept bereits flächendeckend eingesetzt – Brandenburg ist erst das zweite Bundesland, das die Idee übernommen hat.
Dass der Boden dafür durchaus fruchtbar ist, belegt eine aktuelle Umfrage der Potsdamer Handwerkskammer. Zwar wollen danach 90 Prozent der Betriebe gleich viel oder sogar mehr Lehrlinge ausbilden. Doch fast die Hälfte dieser Unternehmer erklärt auch, dass es schwer sei, geeignete Azubis zu finden. Innerhalb nur eines Jahres hat sich die Zahl der Betriebe nahezu verdoppelt, die über Nachwuchsprobleme klagen. Zum 1. Juni verzeichnete die Ausbildungsbörse der Kammer noch 646 freie Lehrstellen in 68 Ausbildungsberufen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: