Aus dem GERICHTSSAAL: Teure Autos geleast und weiterverkauft
Angeklagter: Ich wurde von der Russenmafia genötigt / Bewährungsstrafe
Stand:
„Ich will Ihnen die Sache mit der Russenmafia mal glauben“, erklärt Amtsrichterin Birgit von Bülow und verurteilt Sebastian S. (30, Name geändert) wegen gewerbsmäßigen Betruges in vier Fällen, Urkundenfälschung sowie Vortäuschens einer Straftat zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten auf Bewährung. Die Geschichte, die der Angeklagte erzählt, klingt dubios. Einst als Autohändler tätig, soll er sich im Jahr 2006 von russischen Geschäftspartnern 70 000 Euro zur Ankurbelung seines Unternehmens geborgt haben – ohne Darlehnsvertrag, ohne Vereinbarung über die Zahlung von Zinsen. „Die Herren waren nett und wirkten seriös“, so der bereits wegen Betruges und Urkundenfälschung Vorbestrafte. Dass er offenbar in die Fänge der Russenmafia geraten war, merkte der Junggeselle erst später. „Die Männer tauchten zu den unterschiedlichsten Zeiten in meinem Büro auf und forderten Geld, viel mehr, als ich mir von ihnen geliehen hatte“, erzählt Sebastian S. Als er nicht mehr zahlen konnte, hätten sie ihn quasi genötigt, mehrere von ihm geleaste hochwertige Fahrzeuge zu verkaufen und den Erlös an sie abzuführen. „Mein Mandant hat an die Schuldeneintreiber schätzungsweise 100 000 Euro gezahlt“, rechnet Verteidiger Matthias Schöneburg dem Gericht vor. Die Staatsanwaltschaft geht allerdings davon aus, Sebastian S. habe den VW Multivan, ein VW Cabrio sowie einen Audi TT Quattro im Gesamtwert von knapp 90 000 Euro für den Eigengebrauch geleast, ohne willens und in der Lage zu sein, die monatlichen Raten von rund 1700 Euro zu begleichen. Als ihm das Wasser bis zum Hals stand, habe er im Juli 2007 bei der Polizeiwache Babelsberg behauptet, die drei Fahrzeuge seien ihm von seinem Firmengelände gestohlen worden.
„Am Anfang hatte ich wirklich vor, die Leasingraten zu zahlen. Mein Geschäft lief recht gut. Der Multivan sollte als Firmenfahrzeug dienen. Das Cabrio wollte ich im Sommer fahren, den Audi im Winter“, berichtet der Angeklagte, der mittlerweile einen kleinen Reparaturservice für Pkws betreibt. Doch dann seien ihm die „bösen Jungs“ auf die Pelle gerückt. Um ihre Forderungen erfüllen zu können, habe er zwei Autos, die ihm nicht gehörten, an Dritte veräußert. „Das Cabrio habe ich zuvor mit einer anderen Fahrzeugnummer versehen, um seine Identität zu verschleiern. Den Quattro haben die Russen mitgenommen. Mir war klar, dass die Sache rauskommt. Ich habe aber keinen anderen Ausweg gesehen“, gesteht der Angeklagte. „Der Druck von außen war die Triebfeder der Idee“, konstatiert die Richterin. Dazu sei eine „kleine Anfälligkeit für Betrügereien“ gekommen. „Sie haben die Leasingfirmen um richtig fette Summen geprellt. Die werden Sie - neben Ihren anderen Schulden - zurückzahlen müssen“, gibt sie Sebastian S. mit auf den Weg. Hoga
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: