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Links und rechts der Langen Brücke: Teure Kurven

Guido Berg findet, die Mehrkosten für ein mögliches Bad nach den Entwürfen Oscar Niemeyers dürfen nicht über die Stadtwerke-Preise bezahlt werden

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Um es vorweg zu sagen: Der Niemeyer-Entwurf für ein Freizeitbad in Potsdam ist faszinierend. Die Architektursprache des großen Oscar Niemeyer erklingt klar und schön: Keine rechten Winkel! Alles was zählt ist die sinnliche Kurve – die des mäandernden Flusses oder die der geliebten Frau, wie der Pritzker-Preisträger einmal sagte. Doch bei aller Sympathie, die die machthabenden Herren dieser Stadt für die Niemeyer-Kunst höchst nachvollziehbar hegen – nicht vergessen werden sollte, dass es die Potsdamer sein werden, die ein neues Bad in der Landeshauptstadt bezahlen müssen. Das häufige Bauen dieser Tage mit Hilfe des rechten Winkels begründet sich nicht zuletzt mit den niedrigeren Baukosten. Und nicht unbedingt mit dem schlechten Architekturgeschmack seiner Beführworter. Ausnahmen bestätigen die Regel. Stark abwertend mit berlinernder Direktheit auch gern als „Würfelhusten“ bezeichnet, hat das moderne Bauen eben doch einen monetären Vorteil. Wer nun anstelle eines Null-acht-15-Kastens im Volkspark ein Freizeitbad mit den Niemeyerschen Hügeln will, muss sich der Mehrkosten beim Bau und beim Unterhalt bewusst sein. Vor allem scheiterte eine Förderung des Niemeyerbades auf dem zuerst favorisierten Standort am Brauhausberg an den zu erwartenden Kosten. Soll das Badvorhaben durch die Potsdamer Stadtwerke nun ohne Fördergelder realisiert werden, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder das Bad arbeitet mit schwarzen Zahlen und refinanziert sich durch die Einnahmen. Ist dies nicht der Fall, muss die Stadt Potsdam einen höheren jährlichen Zuschuss aus dem durch Steuern und Gebühren finanzierten Stadthaushalt an die Stadtwerke zahlen. Was nicht geht, ist eine Quersubvention eines überteuerten Bades durch den Strom- oder Wasserpreis. Denn Strom- und Wasserpreise sind keine Steuern! Stadtwerkechef Peter Paffhausen ist aus grundsätzlichen rechtsstaatlichen und demokratietheoretischen Überlegungen heraus nicht befugt, Steuern zu erheben. Steuern sind ein Instrument zur Finanzierung des demokratisch-legitimierten Staates. Die Stadtwerke sind kein Staat im Staat. Keine verdeckte Niemeyer- Steuer also in den Stadtwerke-Preisen! Sicher, ein Schelm, wer an dieser Stelle an das von den Stadtwerken bezahlte ZZ-Top-Konzert denkt. Oder an die Millionensubvention des Verkehrsbetriebes durch die Stadtwerke. Ob dies rechtlich problematisch sein könnte, müssten Gerichte entscheiden. Es hat jedoch auch noch niemand mit dem Portemonnaie eines Griebnitzsee-Anliegers gegen diese Situation geklagt. Um es abschließend zu sagen: Es wäre eine faszinierende Sache, die Niemeyer-Hügel auf der Volkspark-Wiese zu bauen. Aber die finanziellen Konsequenzen müssen nachvollziehbar dargelegt und transparent gemacht werden. Und die Stadt muss bereitstehen, die Mehrkosten zu tragen, wenn das Bad rote Zahlen schreibt.

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