Landeshauptstadt: Teure Sanierung: Bibliothek baut Bücherbestand ab Umbau der Stadt- und Landesbibliothek
um 2,5 Millionen Euro teurer als geplant
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Innenstadt - Der Umbau der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam (SLB) wird teurer als angenommen. Daher versucht die Bibliothek nun, ihren Bücherbestand zu verringern. Ziel ist es, Flächen im Gebäude Am Kanal an andere Nutzer vermieten zu können. Im Vergleich zu Kostenschätzungen aus dem Jahr 2006 liegt der tatsächliche Finanzbedarf um 2,5 Millionen Euro höher, informierten gestern die Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos) und der Werkleiter des Kommunalen Immobilien Service (KIS), Bernd Richter, in einer Pressekonferenz. Etwa 8,5 Millionen Euro stehen für den im kommenden Jahr beginnenden Umbau zur Verfügung, so Richter. Zusammen mit den Mitteln der Integration der Volkshochschule in das künftige SLB-Gebäude seien es fast zehn Millionen Euro. Das Volkshochschulgebäude in der Dortustraße soll verkauft werden, so der KIS-Chef.
Die „nicht unerhebliche Deckungslücke“, so die Sozialbeigeordnete, sei durch die Mehrwertsteuererhöhung und den allgemeinen Anstieg der Baukosten entstanden. Einem Vorschlag der Unternehmensberatung Pricewaterhouse Coopers (PwC) folgend soll aus dem Gesamtbestand von 320 000 Medieneinheiten ein wissenschaftlicher Bestand von 166 000 hauptsächlich Medizin- und Pädagogik-Büchern auf den Prüfstand gestellt werden. Bücher, die nicht mehr gebraucht werden, mehrfach vorliegen oder nicht zum Profil der Bibliothek passen, sollen an andere Bibliotheken ausgelagert werden. Als Beispiel nannte SLB-Direktorin Marion Mattekat das Chirurgie-Lehrbuch von 1980, das ohnehin bereits mehrfach neu aufgelegt wurde. Die Sozialbeigeordnete sagte zu, dass für jedes Buch, das die SLB nicht mehr behalten will, eine neue Obhut gefunden und keines weggeworfen wird. Ziel ist es, so KIS-Chef Richter, vom jetzigen 1500 Quadratmeter großen Magazin Flächen für eine Fremdvermarktung freizubekommen, um so Einnahmen zu erzielen. Auch die derzeitige Bürofläche solle von 1000 auf 500 Quadratmeter verringert werden. Die Freihand-Bibliothek, „das Herz der Bibliothek“, so Elona Müller, soll nicht verringert werden. Die künftige Bibliothek solle gleichsam noch genügend Platzreserven bereithalten, um in den nächsten 20 Jahren jährlich 6000 neue Bücher ins Magazin nehmen zu können.
Gleichsam will die SLB vor dem Umbau den gesamten Bibliotheksbestand elektronisch erfassen und online nutzbar machen. Bislang sind Monika Mattekat zufolge erst ein Drittel des Bestandes erfasst, das sind 93 000 Exemplare, die seit Einführung der Datenverarbeitung 1993 dazukamen. Geprüft werden soll auch die Einführung von Rollregalen, die Platzsparend, aber auch sehr teuer seien.
Die Evaluierung der Bestände soll Richter zufolge im Oktober abgeschlossen sein. Dann werde mit dem Architekten Reiner Becker bauliche Konsequenzen aus der Bestandsreduktion besprochen. Nach Baubeginn 2010 hofft Richter weiterhin auf ein Umbauende 2012. Vorbild für die SLB-Revision ist eine 2007 beschlossene Verkürzung der neuen Feuerwachenhalle in der Holzmarktstraße um insgesamt zehn Meter, was eine Million Euro eingespart habe. Guido Berg
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