
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Teurer Sport
Die Stadt will zusätzliche Ausgaben durch neue Einnahmen ausgleichen – Vorschläge gibt es viele
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Die Stadt Potsdam will die drohenden zusätzlichen Ausgaben für städtische Sportstätten durch neue Einnahmen decken. Allein der Zuschuss für das 22 Hektar große Sportareal am Luftschiffhafen werde sich in den kommenden Jahren um mehr als ein Drittel auf 3,5 Millionen Euro erhöhen. Ein entsprechendes Gutachten ist gestern Abend den Stadtverordneten vorgelegt worden. Demnach würden die geplanten Investitionskosten von 33 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren – vorwiegend für den Leistungssport – höhere Betriebs- und Personalkosten mit sich bringen. Daher müsse der momentane Zuschuss der Stadt von 2,1 Millionen Euro um weitere 1,3 Millionen Euro erhöht werden, heißt es in dem Gutachten.
Um diese Ausgaben durch entsprechende Einnahmen aus dem Sportareal zu reduzieren, schlagen die Gutachter sechs Möglichkeiten vor. Darunter die Vermarktung von Büro-, Gastronomie- und Werbeflächen sowie Namensrechten, die Beteiligung der Sportvereine, die für ihr Angebot Zuschüsse von Krankenkassen erhalten und die Einführung von Wohnheimkosten für die Schüler des Potsdamer Sportinternats.
Das Sportareal, auf dem 23 Vereine mit zirka 15 000 Mitgliedern trainieren, soll in den nächsten Jahren durch die städtische Gesellschaft Pro Potsdam saniert und ausgebaut werden. Dafür haben Bund und Land allein 13,5 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II sowie weitere Fördermittel in Höhe von zehn Millionen Euro bereitgestellt. Bis 2012 sollen alle Maßnahmen wie der Abriss verschiedener Gebäude, der Neubau von Wohnheimplätzen, eine neue Mehrzweckhalle mit Zuschauerplätzen sowie das Haus der Vereine realisiert sein. Ein Architekt für den Entwurf einer neuen Halle ist nach PNN- Informationen bereits gefunden. Horst Müller-Zinsius von der Pro Potsdam sieht momentan keinen Anlass, dass sich die Projekte verzögern könnten.
Knifflige Themen bei den Stadtverordneten sind die ins Gespräch gebrachten Gebühren für Vereine sowie die Kosten für die Unterkunft der Sportler im Wohnheim. Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) erklärte, es soll keine Sportstättengebühr geben. Einzig Vereine, die von Krankenkassen bezuschusste Kurse auf städtischem Gelände anbieten, sollten einen Teil an die Stadt bezahlen. Im Gutachten heißt es aber zusätzlich: „Einnahmepotenziale bestünden, wenn das entgeltfreie Nutzungsprivileg zumindest bei der Erzielung von Einnahmeüberschüssen bei der Nutzung der sportlichen Infrastruktur (anteilig) entfiele.“ Vereine, die die Halle nutzen und daraus Zuschauereinnahmen erzielen, müssten demnach an die Stadt zahlen. Auch für die Sportschüler und deren Eltern soll die Unterkunft im Potsdamer Sport-Wohnheim künftig nicht mehr kostenlos sein. 154 Euro bezahlen Eltern derzeit allein für das Essengeld, die Unterkunft ist kostenlos. Momentan soll der Preis für das Essen erneut angehoben werden, daher wird insgesamt die Finanzierungsstruktur des Sportler-Wohnheims auf den Prüfstand gestellt. Andreas Klemund, Chef des Olympiastützpunktes und Geschäftsführer der Luftschiffhafen GmbH erklärte, in Cottbus und Frankfurt (Oder) würden ebenfalls Kosten für die Unterkunft verlangt. Dies sei nicht gleichbedeutend mit Mehrkosten für Schüler und Eltern. Vielmehr seien sie dann berechtigt, Schüler-Bafög zu bekommen beziehungsweise von der Deutschen Sporthilfe unterstützt zu werden. Beides gebe es derzeit nicht, weil durch die Stadt keine Kosten der Unterkunft verlangt würden. Auch Jakobs erklärte, das Geld käme dann nur von anderen, „ohne schlechtere Bedingungen für Betroffene“. Peter Kaminski (Linke) gab zu Bedenken, dass es Schüler-Bafög nur bis zu bestimmten Einkommensgrenzen gibt. Und die Sporthilfe zahlt nur für Kaderathleten. Die Höhe der erhofften Einnahmen aus den verschiedensten Maßnahmen hat die Stadt allerdings noch offengelassen. Zumal die Vermarktung der Namensrechte an Sportstätten vor einigen Jahren schon einmal gescheitert ist. Es gab keine Interessenten. J. Brunzlow
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