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Landeshauptstadt: Teures Sparen

Einen Gartenwasserzähler anzumelden kostet in Potsdam mehr als anderswo

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Wer in Potsdam Abwasserkosten sparen will, muss tief in die Tasche greifen: 112,68 Euro verlangen die Stadtwerke in der Landeshauptstadt allein für die Abnahme eines Gartenwasserzählers. Damit gehört Potsdams Wasserlieferant deutschlandweit zu den teuersten Anbietern dieser Dienstleistung.

Im benachbarten Werder etwa kostet die Abnahme samt Verplombung zum Schutz gegen Manipulation nur 35 Euro – mit Installation des Zählers samt Materialkosten 77,99 Euro. Die Stadtwerke Düsseldorf verzichten dagegen sogar ganz auf eine Abnahme und die Einnahmen dadurch. Dort müssen die Kunden lediglich den Klempner bezahlen, der ab 50 Euro einen Gartenwasserzähler einbaut. Für die Potsdamer Wasserverbraucher kommen diese Ausgaben zusätzlich hinzu: Laut Klempner Volker Klamke müssen die Kunden mit 60 bis 70 Euro für die Installationsarbeiten plus Material rechnen. „Haben Sie einen Pool?“ ist auch gleich die erste Frage des Babelsberger Klempners. Denn sonst würden sich die Kosten nicht lohnen. Ähnliches sagt ungefragt der Berater im Kundenzentrum der Stadtwerke: Erst wer mit mehr als 8 Kubikmeter Wasser im Jahr in seinen Garten gießt, kann vom Extra-Zähler im Garten profitieren: Denn die Stadtwerke zahlen 3,02 Euro pro Kubikmeter Trinkwasser, das statt in die Kanalisation wieder ins Grundwasser zurückfließt. Alle sechs Jahre jedoch müsste ein Wasserzähler ausgetauscht, ein neuer eingebaut und erneut abgenommen werden, so Stadtwerkesprecher Stefan Klotz. Da würden selbst dem Verbraucher von 8 Kubikmeter Wasser jährlich nur knapp 145 Euro für die gesamten sechs Jahre gutgeschrieben. 8 Kubikmeter, das sind 8000 Liter – so viel wie in 40 bis an den Rand gefüllte Badewannen passt. Also drei Vollbäder für den Garten pro Monat. Die von den Stadtwerken verlangte Summe von 112,68 Euro setzt sich laut Klotz aus den „kalkulierten Selbstkosten“ zusammen: „Antragsbearbeitung, alle Kundenkontakte inklusive Beratung, Abnahme und Verplombung des Zählers, dessen jährliche Ablesung.“ Zudem müssten ja auch der Verbrauch an Gartenwasser mit den Schmutzwassergebühren gegengerechnet werden. Warum die Anschaffung eines Gartenwasserzählers in Potsdam so teuer ist, kann sich die Geschäftsführerin des Werderaner Wasserversorger WAZV Havelland, Bärbel Gärtner, allerdings nicht erklären. Auch der Potsdamer Carsten Böttinger kann den Preis „nicht nachvollziehen“. Anfang Juli schrieb er darum Oberbürgermeister Jann Jakobs ein Beschwerdefax. Geäußert habe sich der OB allerdings noch nicht.

Vor dem Abwasserkostensparen abschrecken sollen die hohen Abnahmekosten aber nicht, so Klotz. Auch nicht das umständliche Antragsverfahren: Beim Kundenzentrum – etwa in der Charlottenstraße – muss sich der Verbraucher einen Antrag holen, den beim Klempner abstempeln lassen, wieder an die Stadtwerke schicken und abwarten: „Wir werden uns nach Eingang und Prüfung des Antrag mit dem Antragsteller telefonisch in Verbindung setzen.“ Das „Wir“ ist unterstrichen.

Juliane Wedemeyer

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