zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Teures Wohnen

Organisatoren rechnen mit großer Beteiligung bei der Mietstopp-Demo am 2. Juni in Potsdam

Stand:

Die Mietenstopp-Demo am 2. Juni in Potsdam könnte breitere Kreise ziehen als bislang erwartet: Die Organisatoren stammen zwar aus dem links-autonomen Bereich, haben aber auch Unterstützer aus vielen Bereichen des politischen Spektrums – vom AStA der Universität Potsdam bis zum Mädchentreff Zimtzicken. Zu der Demonstration unter dem Motto „Bezahlbarer Wohnraum ist die halbe Miete“ rufen jetzt auch die DGB Jugend Berlin-Brandenburg, die Bürgerinitiative Staudenhof, das Stadtteilnetzwerk Potsdam-West und der Stadtjugendring auf. Die Unterstützerliste umfasste am Donnerstag 31 Organisationen – viele freilich auch aus dem linken Spektrum. Die Demonstranten wollen sich am 2. Juni um 13 Uhr in Potsdam-West und in Babelsberg treffen und dann bis 14.30 Uhr zum Alten Markt ziehen. Die Abschlusskundgebung ist um 15 Uhr auf dem Bassinplatz.

„Sogar die Mittelschicht flieht aus der Stadt“, beschrieb Organisator Lutz Boede die allgemeine Unzufriedenheit mit dem hohen Mietniveau. Viele Potsdamer benötigten bereits mehr als 30 Prozent ihres Einkommens für die Miete. Boede und Hannes Püschel (beide Die Andere) haben die Demo angemeldet. Dass die hohen Mieten die Potsdamer auf die Straße treibt, verwundert nicht. So nimmt die konservative Tageszeitung „Die Welt“ die neuesten IDN ImmoDaten zum Anlass für die Frage: „Wird Potsdam unbezahlbar?“. IDN ImmoDaten ermittelte für das erste Quartal 2012 einen durchschnittlichen Mietpreis von 7,95 Euro pro Quadratmeter. Einzelne Spitzenmieten in der Berliner Vorstadt erreichten 11,50 Euro pro Quadratmeter. Selbst im neuen Wohnviertel am Hauptbahnhof „werden Mieten von neun Euro aufgerufen“, kritisiert Boede, „dabei sollten die anfangs für die Hälfte zu haben sein“. Der Potsdamer Mietspiegel 2012 gibt sogar eine Durchschnittsmiete von 8,31 Euro pro Quadratmeter an. Zum Vergleich der Durchschnitt in Deutschland für eine 60 Quadratmeter-Wohnung: 5,76 Euro. Am günstigsten ist im Wohngebiet Am Schlaatz eine Mietwohnung zu bekommen. Dort werden 5,79 Euro pro Quadratmeter verlangt. Am meisten muss man durchschnittlich in der Jägervorstadt bezahlen: Dort sind es 10,87 Euro.

Das Besondere in Potsdam: Fast alle Wohnungen sind vermietet, die Leerstandsquote liegt bei einem Prozent. „Es gibt Wohnungsnotstand“, sagt Boede und kritisiert den geplanten Abriss des Staudenhofes , ein Plattenbau mit 180 Kleinstwohnungen. „Sanieren im Bestand führt immer noch zu den günstigsten Mieten“, so Boede. Die Ankündigung der städtischen Pro Potsdam GmbH, bis 2019 genau 1000 neue Wohnungen zu bauen, bringe kaum Entlastung und sei „kein Beitrag für preiswerte Wohnungen“. Boede: „Wer dies will, muss auf gewinnbringende Vermarktung von Wohnraum verzichten.“ Allerdings steht Pro Potsdam der Lage nicht tatenlos gegenüber: 2011 wurden 526 Wohnungen von Pro Potsdam an sozial Bedürftige neu vermietet. In diesem Jahr sollen weitere 400 Wohnungen für maximal 5,50 Euro pro Quadratmeter vermietet werden (PNN berichteten). Guido Berg

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })