Links und rechts der Langen Brücke: Theater im Rathaus
Jan Brunzlow über eine offensichtlich zerstrittene Führungsriege im Potsdamer Rathaus und das Hans Otto Theater
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Manchmal ist Politik wie Theater: Das aufgeführte Stück ist Geschmackssache, die Hauptdarsteller erhalten entweder tosenden oder eben keinen Applaus. Damit haben Oberbürgermeister Jann Jakobs und seine Beigeordneten dieser Tage eines mit dem Hans Otto Theater gemeinsam. Nur, dass die vermeintlichen Fehler des Theaters mit Geld auszugleichen sind. In dieser Woche nun hat das Schauspiel zwischen Oberbürgermeister und Beigeordneten seinen Höhepunkt erreicht – im Theater wäre es die wohl dramatischste Szene gewesen. Mit dem melodramatischen Finale einer Attacke zwischen den Protagonisten, die sich gegenseitig hintergehen.
In der Realität spielte das aktuelle Stück der Kommunalpolitik am Mittwoch im Sitzungssaal des Rathauses sowie die Tage davor und danach in den Amtsstuben. Sie giften sich offen an, hinter den Kulissen wird sich angeschrieen, es werden die Kompetenzen offen in Frage gestellt und gegenseitig Vorwürfe gemacht. Kurz: Es herrscht Chaos. Dass die Kündigungen einiger Mitarbeiter auf Führungsebene dieser Tage öffentlich geworden sind und innerhalb des Rathauses auch als herber Rückschlag gewertet werden, ist ein Resultat aus dem anhaltenden Gegeneinander statt Miteinander im Rathaus. Offen stellte sich das dar, als Oberbürgermeister Jakobs indirekt erklärte, die Beigeordnete Iris Jana Magdowski hat ihren Bereich Kultur, Schule und Sport nicht im Griff. Und als der Baubeigeordnete Matthias Klipp sagte, er wisse nichts von Wohnungsverkäufen der Pro Potsdam, aber vielleicht ja die Herren aus dem Aufsichtsrat, war dies ein klares Signal an Jakobs – den Aufsichtsratsvorsitzenden. Manchmal sind es aber die kleinen Dinge, die auffällig wirken und in solch turbulenten Rathauszeiten besonders penibel interpretiert werden. So blieb zwischen Klipp und den Beigeordneten Magdowski sowie Elona Müller demonstrativ ein Stuhl frei. Es ist ein offenes Geheimnis, dass es zwischen Klipp und seinen Kollegen knirscht. Und noch eine Auffälligkeit: Kämmerer Burkhard Exner, der wegen seiner restriktiven Sparpolitik von seinen Kollegen nicht immer geschätzt wird, sitzt den anderen Beigeordneten gegenüber und im Schutz des Oberbürgermeisters. Dass dies erschreckende Polit-Vorstellung diese Woche nun ausgerechnet vor den Augen des Theaterintendanten Tobias Wellemeyer stattgefunden hat, ist aberwitzig. Ihm wird vorgeworfen, durch seine Art von Theater laufen dem Haus die Zuschauer weg und die Einnahmen sinken. Gleicher Vorwurf könnte an die Politik gehen: Durch ihre Vorstellungen verlieren sie an Glaubwürdigkeit und es laufen die Wähler weg.
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