Landeshauptstadt: „Theater ist für die Leute da“
Farbig, bewegt, einsam, 21.10.
Stand:
Farbig, bewegt, einsam, 21.10. 2008
Ralf-Günter Krolkiewicz hat um die Begrenztheit seiner Lebenszeit gewusst. Vielleicht deshalb waren seine kurzen Lebensjahre nach der Niederlegung der Potsdamer Intendanz so vielfältig und kreativ. Was bleibt sind seine Theaterstücke, seine Bilder. Und etwas anderes, Unspektakuläres sollte bleiben. Potsdam und seine Theaterfreunde verdanken dem Intendanten Krolkiewicz die Erhaltung ihres Theaters. Als damaliger Oberspielleiter hatte er sich Bedenkzeit ausgebeten. Er wollte Potsdam verlassen, ein Theater, das immer mehr an Reputation verlor, dessen Ensemble zerstritten war, dem die Zuschauer wegliefen und das politisch kurz vor dem Aus stand. Es mehrten sich Stimmen in der Stadtverordnetenversammlung, die nicht nur die Musiktheatersparte abwickeln wollten, sondern – trotz aller Bemühungen des damaligen Intendanten Stephan Märki – gleich das ganze Theater. Eine Kultureinrichtung, die nur vom Feuilleton angenommen wird, hat es schwer, bei chronischem Sparzwang auf ihre millionenschwere Subventionsberechtigung zu bestehen. „Kroli“, wie er genannt wurde, hat das Steuer in die Hand genommen und zusammen mit Geschäftsführer Volkmar Raback das Blatt unter großen Anstrengungen gewendet. Mit seinen DDR-Bühnenerfahrungen aus Rostock und Potsdam griff er auf damals bewährte Strukturen der PR-Arbeit zurück, belebte das Abonnenten-Verfahren neu, kümmerte sich vor allem um die Jugend, und erreichte, dass das Theater wieder zu einem beachteten – und vor allem: besuchten – städtischen Kulturfaktor wurde. Das Feuilleton war häufig voller Geringschätzung für seine Arbeit, er hat darunter gelitten, blieb aber seinem Wahlspruch „Theater ist für die Leute da“ treu. In Schillers Prolog zum Wallenstein heißt es „Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze“. Im Fall des Ralph Günter Krolkiewicz sollte sie es tun.
Claus Dobberke, Beigeordneter für Bildung, Kultur und Sport, Ex-Kuratoriumsvorsitzender der HOT-GmbH
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