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Unten Kurbel, oben Bewegung. Dirk Neumann und sein „Theatrum Mundi“. Im vier Meter breiten und drei Meter hohem Theater bewegen sich die Figuren durch die Verbindung von Rad, Kurbel und Riemen. Freitag war Neumann in Potsdam zu Gast.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Theater mit Kurbel

Deutschlands einziges „Theatrum Mundi“ war im Friedenssaal zu erleben

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Endlich. Der rote Vorhang öffnet sich. Die in ein helles Licht getauchte Bühne kommt zum Vorschein. Ein Straßenfeger kehrt die Straßen von Galiläa und summt dabei ein Liedchen. Ringsum ist Wüste. An der rechten Seite der Bühne steht ein Mann im schwarzen Anzug mit Glatze und Brille und dreht an einer Kurbel. Dieser Mann ist Dirk Neumann, der Besitzer des einzigen „Theatrum Mundi“ in Deutschland und am Freitagnachmittag zu Gast im Friedenssaal in Potsdam.

Dank einfacher, mechanischer Prinzipien haucht er den liebevoll gearbeiteten Figuren Leben ein. Durch die Verbindung von Rad, Kurbel und Riemen wird die Drehbewegung mittels einer Steuerungsschreibe in vertikale und horizontale Bewegungen umgewandelt. Im 19. Jahrhundert waren „Mechanische Welttheater“ eine Attraktion in Schaubuden auf Jahrmärkten. Damit wurden aktuelle, weltbewegende Ereignisse in Szene gesetzt. Allerdings ging diese lange Tradition im 20. Jahrhundert mit dem Aufkommen der Kinos fast verloren. Bis sich im Jahr 2005 der Dresdner Neumann seinen Traum erfüllte: Er baute, zusammen mit 25 Spezialisten, ein eigenes, vier Meter breites und dreieinhalb Meter hohes „Theatrum Mundi“.

„Während meines Puppenspielstudiums war ich in der Puppentheatersammlung Dresden. Ich war so fasziniert, dass ich mir vornahm, ein eigenes zu bauen, wenn ich groß bin“, schwärmt der 52-Jährige. Man spürt, wie sehr er seine Arbeit liebt und mit Herz und Seele dabei ist.

Durch gemeinsame Projekte lernte er auch bald seine beiden Mitspieler Robby Langer und Sabine Köhler kennen. Für die Leidenschaft steckten sie ihr ganzes Erspartes und viel Arbeit in die außergewöhnliche Inszenierung der „Weihnachtsgeschichte“. Die Reaktionen seien sehr unterschiedlich: Am Anfang wüssten die meisten nichts damit anzufangen. Später zeige sich allerdings große Verblüffung und Interesse. „Das schönste Kompliment hat uns ein Priester gemacht. Er hat gesagt: Das war ein Gottesdienst! So, wie man heute eine Botschaft übermitteln sollte!“ Während der intensivsten Phase zwischen Ende November und Weihnachten haben die drei unter anderem Gastspiele in den USA, Russland oder Indien. Im Rest des Jahres widmet sich der Freiberufler seinen anderen Projekten. Beispielsweise ist er, zusammen mit dem Schauspieler Rolf Hoppe, Direktor des Hoftheaters in Dresden.

Gerrit-Freya Klebe

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