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Landeshauptstadt: Theaterarchitekt erwägt Klage Gottfried Böhm war nicht an Planung zur Beseitigung der Akustikprobleme beteiligt

Berliner Vorstadt - Die Stadt muss mit einer Klage des Architekten Gottfried Böhm wegen der derzeitigen Arbeiten an der Verbesserung der Akustik im Hans Otto Theater rechnen. Das sagte Paul Böhm vom Architekturbüro Böhm in Köln gestern den PNN auf Nachfrage.

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Berliner Vorstadt - Die Stadt muss mit einer Klage des Architekten Gottfried Böhm wegen der derzeitigen Arbeiten an der Verbesserung der Akustik im Hans Otto Theater rechnen. Das sagte Paul Böhm vom Architekturbüro Böhm in Köln gestern den PNN auf Nachfrage. „Wir haben erst am Donnerstag davon erfahren, dass Anfang der Woche mit den Verbesserungsarbeiten im Theatersaal begonnen wurde“, so Böhm. Nun wird er mit seinem Vater Gottfried Böhm Gespräche führen, prüfen, inwieweit durch die Veränderungen möglicherweise das Urheberrecht am Entwurf des Theaterneubaus verletzt wird und dann das weitere Vorgehen beraten. „Eine Klage gegen die Stadt ist eine Option“, sagte Böhm. Mögliche Konsequenzen wären ein Stopp der Arbeiten oder sogar ein Rückbau.

Am Donnerstag hatte Bernd Richter, Leiter des Kommunalen Immobilienservices der Stadt, bei einem Vororttermin über die ersten Arbeiten für eine dauerhafte Behebung der seit der Eröffnung des neuen Hauses bekannten und immer wieder kritisierten Akustikprobleme im Hans Otto Theater in der Schiffbauergasse informiert. In zwei Bauabschnitten sollen verschiedene bauliche Maßnahmen im Saal des über 26 Millionen Euro teuren Neubaus durchgeführt werden und im kommenden Jahr abgeschlossen sein. Insgesamt 330 000 Euro wird die Stadt voraussichtlich für diese Nachbesserungen zahlen müssen, sagte Richter (PNN berichteten).

Neben dem Einbau von sogenannten Tiefenabsorbern an den Seitenwänden – einer fünf bis zehn Zentimeter starken Konstruktion aus Sperrholzplatten, die Töne aus dem tief frequenten Bereich dämpfen soll – sind in diesem Jahr noch mehrere bis zu 1,80 Meter große Akustikreflektoren unterhalb des ersten Beleuchterranges im Bereich der hinteren Sitzreihen und ein variabler Akustikvorhang aus dichtem Samt an der hinteren Glasfront geplant. Der schwerwiegendste Eingriff in den Raumeindruck zur Verbesserung der Akustik ist jedoch erst im kommenden Jahr geplant.

So soll unterhalb der markant-muschelförmigen und zum Teil geöffneten Beleuchterbrücke im vorderen Bühnenbereich ein festes Akustiksegel eingebaut und die Beleuchtung verlegt werden. Bernd Richter hatte während der Besichtigung auf entsprechende Nachfragen geantwortet, dass Architekt Gottfried Böhm zwar nicht von den Arbeiten begeistert sei, aber auch keine Alternativvorschläge zur Verbesserung des Akustikproblems vorgelegt habe.

„Wir konnten gar keine Alternativvorschläge machen, weil wir erst vor vier Wochen mit den geplanten Baumaßnahmen konfrontiert wurden“, sagte Paul Böhm den PNN. Bei einem Besuch in Köln habe Bernd Richter ihn und seinen Vater mit den Ergebnissen der über einjährigen Planungen zur Verbesserung konfrontiert. „Wir waren zu keinem Zeitpunkt an diesen Planungen beteiligt, hatten nie die Möglichkeit überhaupt eigene Vorschläge oder Alternativen vernünftig zu planen“, so Böhm. Der 88-jährige Gottfried Böhm, der von den geplanten Veränderungen regelrecht überrumpelt worden sei, habe trotzdem versucht, mögliche Alternativen aufzuzeigen. „Doch es wurde nur gesagt, dass dieses oder jenes nicht machbar oder zu teuer sei und die Stadt die vorgelegten Ergebnisse umsetzten werde“, sagte Böhm.

Als bekanntester Fall in einem Urheberrechtsstreit in dieser Konstellation gilt noch immer die Klage des Architekten Meinhard von Gerkan gegen die Deutsche Bahn AG, da diese durch den Einbau einer simplen Flachdecke in den Berliner Hauptbahnhof unverhältnismäßig in den Entwurf Gerkans eingegriffen hatte. Im November 2006 gewann Gerkan den Rechtsstreit gegen die Bahn und einigte sich Anfang 2007 in Form eines umfangreichen Vergleichs.

Dirk Becker

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