Landeshauptstadt: Thesen-Entsperrer
Eine Klasse aus der Goethe-Schule hat Kernpunkte des Entwurfs für ein neues Toleranzedikt übersetzt
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Die These klingt sperrig. „Nur demokratisch, tolerant und aufgeklärt kann heute noch auf die großen zivilisatorischen Probleme in sozialer und ökologischer Hinsicht reagiert werden.“ Der Leistungskurs Geschichte der 12. Klasse in der Babelsberger Goethe-Gesamtschule hat daraus eine einfache Weisheit gemacht: „Gemeinsame Probleme können nur gemeinsam gelöst werden.“ Der Satz ist ein Teil der angekündigten Übersetzung der zehn Ausgangsthesen zum Potsdamer Toleranzedikt in eine einfache Sprache.
Dass die Arbeit den Schülern nicht allzu schwer fiel, zeigt ein Ortsbesuch bei den Übersetzern. „Wir haben erst die einzelnen Wörter erklärt und dann Lösungsvorschläge für die angesprochenen Probleme erarbeitet“, sagt Kevin, einer der Schüler. Zum Schluss kam die Übersetzung. Ein paar Stunden hat das gedauert, die entstandenen Arbeitstafeln sollen noch ausgestellt werden. Inzwischen liegt das Projekt nun schon ein paar Wochen zurück. Erinnern können sich die Schüler dennoch daran. Und über den Sinn der zu Beginn des Jahres in Potsdam gestarteten und bundesweit einmaligen Kampagne für ein neues Toleranzedikt trefflich streiten. Kevin beispielsweise findet schon, dass in Potsdam mehr Toleranz herrschen könnte, gerade unter den Jugendgruppen – zwischen Emos, Ausländern, Linken, Rechten Dass das Edikt aber an diesen Konflikten etwas verändert, daran glaubt er nicht: „Wäre das nicht Thema in der Schule gewesen, hätte ich davon nichts mitbekommen.“ Ein anderer Schüler, Thomas, zweifelt sogar an dem Sinn des Edikts an sich: „Ich glaube, das Thema wird überspannt.“ Denn eigentlich kämen in Potsdam alle Leute ganz gut miteinander aus. Ein Junge in der Nähe nickt. „Da wird einem die Brüderlichkeit eingetrichtert“, sagt er zum Edikt.
Esther sieht das etwas anders. Zwar findet sie, dass die Unterschiede in Potsdam nicht ganz so gravierend wie in Berlin seien – kann der Aktion aber dennoch etwas abgewinnen: So hat sie die Tafeln in der Stadt gesehen, an der die Leute im Mai und Juni ihre Meinung zu der Kampagne. Das zeigte ihr zumindest: Die Leute reden über die Aktion. Doch der Sinn scheint ihr auch noch nicht gänzlich klar geworden: „Ich kann natürlich probieren toleranter zu sein, aber das müssen alle zeigen – einer allein bringt nicht viel.“ H. Kramer
H. Kramer
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