RUDER-WELTMEISTERSCHAFTEN: Thomas Protze beendet langes Warten Mit Zuversicht zum Malta-See
Potsdams Skullerinnen wollen bei den Ruder-Weltmeisterschaften in die Finals – und dort mehr
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Sieben Jahre ist es her, dass mit Martin Zobelt letztmals ein Riemen-Ruderer der Potsdamer RG bei WM der Senioren startete und Silber gewann. Jetzt tritt mit Thomas Protze ein 22-Jähriger der PRG in dessen Fußstapfen. „Im Winter habe ich noch nicht gedacht, dass ich zum Saisonhöhepunkt dabei bin, aber es lief das Jahr über erfreulich gut“, sagt Protze, der nun in Poznan mit Schlagmann Falk Müller (Hamm), Hanno Wienhausen (Mülheim) und Martin Rückbrodt (Hamburg) den Vierer ohne Steuermann rudert. „Wir wollen ins Finale, und wenn dann alles optimal läuft, könnte eine Medaille drin sein“, so der Sportsoldat, der aus Hennigsdorf stammt und seit drei Jahren in Dortmund lebt, weil dort bislang Deutschlands beste Riemenruderer konzentriert waren. Jetzt soll auch am Potsdamer Seekrug das Riemenrudern stärker gefördert werden. Daher könnte Protze – Junioren- WM-Zweiter von 2004 und dreifacher U23-WM-Zweiter jeweils mit dem Achter – zurückkommen. „Das wird aber wegen meines Lehramts- Studiums hier an der Uni Bochum derzeit schwierig“, so Protze. M. M.
Ihr erstes großes Ziel in diesem Jahr hat sie erreicht: Juliane Domscheit von der Potsdamer Ruder-Gesellschaft wird bei den am Sonntag beginnenden Ruder- Weltmeisterschaften in Posen (Poznan) für Deutschland den Einer rudern. „Das war mein großer Wunsch“, gesteht die diesjährige Abiturientin der Potsdamer Sportschule, die am morgigen Freitag 21 Jahre jung wird und ab Herbst an der Potsdamer Universität Biologie oder Chemie studieren will. Jetzt aber will sie auf dem Malta-See ihr zweites großes Saisonziel schaffen: „Ich möchte ins WM-Finale“, erklärt die bei Bernd Landvoigt trainierende Skullerin. „Und dort kann man dann angreifen.“ Zwar werde die Konkurrenz stark sein, „aber ich will mich von großen Namen nicht einschüchtern lassen“, so Juliane Domscheit. Aufgeregt sei sie noch nicht. „Das ist aber normal. Erstmal am WM-Ort ankommen und im Boot sitzen – dann kommt das Kribbeln von ganz allein.“
Während Domscheit im normalen Soloboot nach Meriten greift, will Klubkameradin Daniela Reimer im Leichtgewichts-Einer an alte Erfolge anknüpfen. Die Olympiazweite von 2004 und Weltmeisterin von 2005 jeweils im leichten Doppelzweier hatte nach einem verpatzten Olympiajahr 2008 schon alle Lust am Rudern verloren, ehe ihre Trainerin Uta Salomon die Begeisterung der jetzt 26-Jährigen am Skullen neu entfachen konnte. Daniela Reimer begann wieder zu trainieren und will als Lohn ihrer Anstrengungen jetzt in das WM-Finale einziehen.
Für Christiane Huth und Stephanie Schiller aus Potsdam, Peggy Waleska aus Dresden und Annekatrin Thiele aus Leipzig ist der Endlauf nur Nahziel – sie wollen bei den WM im Doppelvierer zumindest eine Medaille. „Die muss auf jeden Fall machbar sein“, erklärt Christiane Huth. „Mit unserem Leistungspotenzial sollte unser Ziel aber Gold heißen.“ Die Vierer aus der Ukraine und Russland werden als die härtesten Gegner erwartet, „aber wir wollen unsere eigenen Stärken ausspielen und dann sehen, was geht“, so Schlagfrau Huth. Eigentlich wollte die 28-Jährige in diesem Jahr mit Annekatrin Thiele international wieder im Doppelzweier ganz vorn mitmischen – wie 2008, als das Duo in Peking Olympiazweiter wurde. Doch nach Platz vier beim letzten Weltcup auf dem Luzerner Rotsee schickte Bundestrainer Hartmut Buschbacher die beiden in den WM-Doppelvierer und beorderte von dort die beiden Berlinerinnen Tina Mankert und Sophie Dunsing in den Doppelzweier. „Der Vierer läuft ganz gut“, signalisiert nun Christiane Huth. „Es gibt noch Kleinigkeiten, an denen wir arbeiten. Positiv ist aber, dass wir schon hohe Geschwindigkeiten fahren können, alle vier bereits Erfahrungen haben und kampfbereit sind.“ Was Stephanie Schiller unterstreicht. „Wir sind schon gut unterwegs und wollen bei den WM nach ganz vorn. An der optimalen Harmonie wird noch gefeilt“, berichtet die 23-Jährige, die in den vergangenen Jahren Vierer-Schlagfrau war, wegen ihrer Kraftwerte nun aber ins Mittelschiff – in den sogenannten „Maschinenraum“ – des Doppelvierers rückte. „Das ist jetzt die beste Variante“, meint sie.
Als BWL-Studentin nimmt Stephanie Schiller zahlreiche Ordner und Bücher mit nach Posen, denn gleich nach den WM warten an der Potsdamer Uni weitere Klausuren auf sie. Dass der Deutsche Ruder-Verband seine Reisepläne änderte und die Aktiven heute aus Sorge vor der „Schweinegrippe“ per Bus statt Zug nach Polen schickt, findet sie „völlig richtig“. Schließlich spricht die Skullerin aus eigener Erfahrung. Als 2004 bei den Junioren-WM in Athen die halbe deutsche Flotte durch eine Salmonellenvergiftung nicht starten konnte, gehörte auch Schiller zu den Betroffenen. „Vorsicht ist geboten“, meint sie deshalb jetzt.
Das sieht Arne Maury genau so. Der Potsdamer Steuermann tritt mit dem Handicap-Mixed-Vierer als einziger deutscher WM-Titelverteidiger in Posen an.
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