Sport: Thór will bei Turbine nicht aufgeben
In der UEFA Women’s Champions League ist der Deutsche Meister Potsdam nach seinem 6:0 in Island auch heute daheim klarer Favorit
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Erst betrachtete Hlynur Svan Eiríksson mit einer Portion Ehrfurcht den Champions-League-Pokal in der Turbine-Fanlounge in den Potsdamer Bahnhofspassagen, dann streichelte er ihn sacht, schließlich ließ er sich damit fotografieren. Wohl wissend, dass der von ihm trainierte isländische Vereins Thór/KA Akureyri wohl kaum einmal die Trophäe erkämpfen wird, deren Dublikat seit 2010 im Besitz Turbine Potsdams ist; der Original-Pokal bleibt bei der UEFA.
Gleichwohl demonstrierte Eiríksson am gestrigen Dienstag Zuversicht. „Wir wollen uns diesmal besser präsentieren, auch selbst Tore schießen und natürlich möglichst gewinnen“, sagte er. Thór/KA steht am heutigen Mittwoch beim Deutschen Meister Potsdam vor der Aufgabe, im Rückspiel des Champions-League- Sechzehntelfinals der Frauen einen 0:6-Rückstand aus dem Hinspiel daheim aufzuholen. Die Partie, die von der Griechin Efthalia Mitsi um 19 Uhr angepfiffen wird, wird von Eurosport live übertragen. Der Gesamtsieger wird im Achtelfinale – zunächst auswärts – auf den Sieger des Duells Valur Reykjavik – Glasgow City LFC (Hinspiel 1:1) treffen.
„Nach Lage der Dinge dürfte Reykjavik weiterkommen, und mit Valur haben wir ja schon gute Erfahrungen gemacht. Wir müssen aber erst einmal das jetzige Spiel ernst nehmen, um selbst das Achtelfinale zu erreichen, denn Thór wird sich längst nicht aufgeben“, meint Turbine-Coach Bernd Schröder. „Wir wünschen uns am Mittwoch ein Spiel ohne Hektik.“ Im Hinspiel hatten Viola Odebrecht, Jennifer Cramer und Isabel Kerschowski Gelbe Karten gesehen, und zweimal Gelb zieht in der Champions League ein Spiel Zwangspause nach sich. Potsdams Mannschaftskapitän Jennifer Zietz hofft, „dass wir jetzt auch wieder spielerisch überzeugen, nachdem wir im Hinspiel und am Sonntag gegen Essen-Schönebeck unter unseren Möglichkeiten blieben.“
Das Zietz-Pendant bei Thór heißt Rakel Hönnudóttir, ist Stürmerin und nach eigenen Angaben 33-fache isländische Nationalspielerin. Die Spielführerin des Teams aus Akureyri hatte – wie ihre ganze Mannschaft – am vergangenen Mittwoch erst einmal damit zu tun, das 0:6 auf der Anzeigetafel im heimischen Thorvöllur-Stadion zu verdauen. „Wir hatten einen starken Gegner erwartet, und die bessere Mannschaft hat auch gewonnen. Aber das Ergebnis war ein bisschen zu hoch“, erklärte sie am Dienstag. Ihr Trainer gestand, zunächst ein wenig geschockt gewesen zu sein, als Thór/KA für die erste Runde ausgerechnet Potsdam zugelost bekam. „Turbine ist eins der besten Teams in Europa, während wir zum ersten Mal bei diesem Wettbewerb dabei sind“, so Eiríksson. „Dann aber sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Spiele gegen Turbine eine große Erfahrung für uns sein werden, die der Entwicklung unserer Spielerinnen gut tut. Wann werden sie nochmal die Chance haben, gegen eine solche Klasse-Mannschaft zu spielen?“ Ans Aufgeben denkt der Isländer, dessen Team bereits am Montag in Potsdam anreiste, aber nicht. „Wir haben auch eine gute Mannschaft, und wenn die so spielt, wie ich mir das vorstelle, kann es am Mittwoch ein sehr interessantes Spiel werden.“ Nachdem in Akureyri Turbine vor allem über rechts viel Druck entfacht habe, „haben wir uns überlegt, wie wir jetzt links besser verteidigen können“, so Eiríksson. „Außerdem habe ich auch einige Schwächen im Turbine-Spiel gesehen. Welche, das will ich jetzt aber nicht verraten.“
Bernd Schröder, der sich am Dienstag persönlich im Karl-Liebknecht-Stadion davon überzeugte, dass die Masten für das heutige Flutlicht-Spiel hochgefahren wurden, wird seine Mannschaft gegenüber dem 3:2 am Sonntag in der Bundesliga gegen Essen-Schönebeck im Angriff und in der Abwehr verändern. Einige Spielerinnen sollen eine Verschnaufpause bekommen, andere eine Einsatzchance, während Tabea Kemme nach ihrem Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel „definitiv spielen wird“, so Schröder. „Die Nationaltrainerin will sie vor der nächsten Länderspiel-Einladung im Fernsehen sehen.“ Silvia Neid weilt heute beim FFC Frankfurt, der daheim gegen den norwegischen Meister Stabaek FK ein 0:1 aufholen muss. Das von ihr betreute deutsche Nationalteam bestreitet in diesem Jahr noch vier Partien, die nächste am 22.Oktober in der EM-Qualifikation in Bukarest gegen Rumänien. Ins Turbine-Tor soll heute Ann-Katrin Berger zurückkehren, die nach ihrer in Akureyri erlittenen schweren Muskelquetschung im Oberschenkel seit Dienstag wieder im Mannschaftstraining steht.
Thór/KA fehlen heute laut Eiríksson drei verletzte Spielerinnen, vier weitere sind mit Islands U17-Auswahl unterwegs. Und Rakel Hönnudóttir geht angeschlagen ins Rückspiel. Die 22-Jährige hatte wegen eines Bänderrisses im Knöchel die letzten fünf Spiele in Islands Liga bereits pausiert, beißt für die Champions League aber noch einmal auf die Zähne. Auch sie posierte am Dienstag gemeinsam mit Jennifer Zietz am Pokal – ganz offiziell für die Presse.
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