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Müssen bald mehr zahlen. Bei den Babelsberger Fußballfans lösen die neuen Ticketpreise keinen Jubel aus.

© Jan Kuppert

Sport: Ticketstreit entschärft

Der Vorstand des SV Babelsberg 03 lenkt im Konflikt um Eintrittspreise ein. Keine Gebühr im Fanshop

Stand:

Eintrittskarten für sechs Euro soll man auch tatsächlich für sechs Euro erwerben können. Diese Sichtweise der Fanvertreter haben die Verantwortlichen des Fußball-Regionalligisten SV Babelsberg 03 zehn Tage vor dem Saisonstart übernommen und damit einen möglichen Konflikt mit den treuen Anhängern entschärft. Bei einem gemeinsamen Treffen einigten sich Vorstand und Aufsichtsrat am Mittwochabend darauf, die Zuschauer nicht in jedem Fall an den Kosten des Vorverkaufs zu beteiligen. Ab sofort können Eintrittskarten ohne Vorverkaufsgebühr im Fanshop erworben werden. Der ermäßigte Stehplatz kostet im Karl-Liebknecht-Stadion sechs Euro.

Bei der vom Verein angekündigten Erhöhung aller Eintrittspreise um einen Euro bleibt es jedoch – auch in den preiswertesten Kategorien. Einzige Ausnahme: Wer unmittelbar nach dem Abpfiff seine Eintrittskarte für das folgende Heimspiel erwirbt, zahlt sogar nur die geringeren Vorverkaufspreise der Vorsaison. 30 Minuten soll das Zeitfenster betragen.

Mit diesen Maßnahmen reagierte der Verein auf einen offenen Brief des Fanbeirates, der wie berichtet die Erhöhung von 32 Prozent für ermäßigungsberechtigte Besucher kritisiert und eine „ehrliche und ausführliche“ Information über die Preiserhöhungen angemahnt hatte. Die Erhöhung selbst hatte der Beirat als „nach dem sportlich Dargebotenem der vergangenen Saison nur schwer zu vermitteln“ bezeichnet. Die Fans haben in den vergangenen Jahren den Verein nicht nur durch Eintritt und Getränkekonsum, sondern 2011 und 2013 auch durch Solidaritätsaktionen wie „Acht Tage im Mai“ sowie den Kauf zweier Werbebanden unterstützt.

„Es ist klar, wie sensibel das Thema ist“, sagte Vorstandsmitglied Christian Lippold am Donnerstag den PNN, kein Thema sei in den vergangenen Wochen so ausführlich diskutiert worden wie dieses. Lippold warb um Verständnis: Zwar seien nach dem Abstieg von der dritten in die vierte Liga im vergangenen Sommer die Sparziele erreicht worden; allerdings fehlten die Einnahmen. Deshalb soll in Zukunft auch nach der Pause Eintritt erhoben werden. Ob dies in voller Höhe und bis Spielschluss geschieht, sei noch offen, so Lippold. Auch die Ermäßigungsberechtigungen sollen beim Einlass stärker kontrolliert werden, um Missbrauch vorzubeugen. Die gute Zuschauerzahl – der SVB hatte im Schnitt 2400 Zuschauer begrüßt – hänge sicher auch damit zusammen, dass die ermäßigte Stehplatzkarte nach dem Abstieg von sieben auf fünf Euro verbilligt worden war. Bei allen anderen Kategorien hatte der Verein den Preis um einen Euro reduziert.

Die Steigerung von bis zu 32 Prozent kam dabei durch das Zusammenspiel zweier Effekte zustande: Der eine Euro Erhöhung schlägt bei niedrigen Preisen prozentual gesehen stärker durch als in den teureren Kategorien, zudem wurden die Kosten für den Online-Bezahlverkehr auf den Preis aufgeschlagen. Statt eines Tickets von fünf Euro für den ermäßigten Stehplatz in der Vorsaison waren nun 6,60 Euro fällig – ob im stationären Vorverkauf mit den üblichen Gebühren von zehn Prozent oder im Internet. Die Kosten für Online-Bestellungen, die durch Veränderungen beim Anbieter entstanden, habe „keiner auf der Rechnung“ gehabt, so Lippold. Damit konnten die Tickets faktisch nicht mehr zum publizierten Preis erworben werden, sondern nur noch mit Zuschlägen. Nun gibt es immerhin einen Verkaufspunkt: Der Fanshop auf dem Gelände des Karl-Liebknecht-Stadions verzichtet auf die Vorverkaufsgebühr.

An einem anderen Aufschlag will der SVB dagegen nicht rütteln: Wer sich an der Tageskasse anstellt, zahlt einen „Servicezuschlag“, wie es auf der Internetseite heißt. Er liegt zwischen 50 Cent und zwei Euro. Vorstandsmitglied Lippold hält den Begriff „Servicezuschlag“ allerdings für falsch gewählt. Der Kartenpreis betrage elf beziehungsweise ermäßigt acht Euro, worauf es im Vorverkauf einen Rabatt von zwei Euro gebe. Der Verein hofft, dass möglichst viele Fans darauf ausweichen und sich der Organisationsaufwand am Spieltag reduziert. Derzeit verkauft der SVB laut Lippold durchschnittlich rund 40 Prozent seiner Tickets schon vorab – die Marke von 50 Prozent wird angestrebt.

Einen Ansturm auf die billigen Tickets nach Spielschluss erwartet Lippold nicht. Er hoffe, dass die Fanfamilie versteht, dass damit jenen entgegengekommen werden soll, denen der eine Euro wehtut.

Ingamr Höfgen

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