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Von Michael Meyer: Tief betroffen

Der Tod eines Potsdamer Läufers am Sonntag beim Schlössermarathon ist kein Einzelfall

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„Als wir vom Todesfall hörten, waren wir ziemlich geschockt“, sagt Petra Höfert. Die Potsdamer Orthopädin und leidenschaftliche Freizeitläuferin des Lauf- und Wandervereins Potsdam bestritt am Sonntag ihren siebten Halbmarathon innerhalb des 7. Potsdamer Schlössermarathons, der vom Tod eines Läufers überschattet wurde. Ein 43-jähriger Potsdamer, der bereits mehrmals an diesem Rennen teilgenommen hatte, verstarb bei Kilometer 20 kurz vor dem Ziel im Luftschiffhafen. Sofort eingeleitete Reanimierungsversuche eines Notarztes blieben erfolglos (PNN berichteten). „Das ist schlimm und passiert leider immer wieder“, meint Petra Höfert, die bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr eine solche Situation erlebte. „Als ich Ende März beim Berliner Halbmarathon mitlief, ist bei ganz schlechtem Wetter ebenfalls ein Mann von fast 40 Jahren kurz vor dem Ziel verstorben.“ Es war der zweite Todesfall beim Berliner Halbmarathon nach 2007; in Potsdam geschah dies nun erstmals.

Andreas Gerlach, Vorstandsmitglied des den Schlössermarathon veranstaltenden Stadtsportbundes, wirkte auch einen Tag nach dem Unglück noch sichtlich geschockt. „Wir sind tief betroffen“, erklärte er. „Wir hatten den Lauf nach bestem Wissen und Gewissen vorbereitet und uns bemüht, optimale Voraussetzungen für alle Teilnehmer zu schaffen.“ Die fünf Versorgungsstände entlang des 21,0975 Kilometer langen Rundkurses durch Potsdam waren mit je 18 000 Bechern mit Getränken sowie mit Äpfeln und Bananen bestückt, rund 50 Ärzte, Sanitäter und weitere Einsatzkräfte der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft kümmerten sich bei Bedarf um die insgesamt 3355 gestarteten Läufer und Walker. In einem Fall konnten sie nicht mehr helfen.

Immer wieder gibt es Tote bei Laufveranstaltungen, allein 2009 waren es neun Menschen in Deutschland. Selbst bei einer leichten Erkältung raten Ärzte dringend von einem Marathonlauf ab. Woran der Potsdamer Läufer verstarb, ist weiterhin unbekannt. „In den meisten Fällen kann ein vorgeschädigtes Herz zu einem Schwächeanfall und sogar zum Tod führen“, sagt Dr. Ralph Schürer. Der Potsdamer Facharzt für Allgemein- und Sportmedizin hat seine Praxis im Olympiastützpunkt Brandenburg und betreut zahlreiche Spitzensportler. „Aber auch eine Herzmuskelentzündung oder gar -erkrankung können die Ursache sein. Deshalb sollte jeder Sportler mindestens einmal jährlich zur sportärztlichen Untersuchung gehen.“ In jedem Fall berge eine unzureichende Vorbereitung auf einen Lauf und auch die sportliche Betätigung während einen Infekts große Gefahren in sich.

Petra Höfert kennt die Risiken. „Man ist nie davor gefeit“, sagt sie. „Und doch werden wir alle weiter laufen. Auch beim nächsten Schlössermarathon.“ (mit H. M.)

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