Aus dem GERICHTSSAAL: Tiefe Stiche in den Brustkorb
Prozess wegen versuchten Mordes: Zweites Opfer als Zeuge vernommen
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Im Prozess um einen versuchten Mord saß gestern das zweite Opfer von Udo S. auf dem Zeugenstuhl des Schwurgerichts. Die Staatsanwaltschaft legt dem 53-Jährigen zur Last, am 19. August vorigen Jahres seine Ehefrau wiederholt mit dem Tode bedroht, sie geschlagen, ihr ein Kissen aufs Gesicht gedrückt, sie anschließend in die mit Wasser gefüllte Badewanne geworfen zu haben, um sie zu ertränken. Am Abend des selben Tages soll der Kahlgeschorene in einer Wohnung der Waldstadt mit einem Küchenmesser dreimal auf seinen Trinkkumpan Oliver B. eingestochen haben, um ihn zu töten. (PNN berichteten.)
Wie die inzwischen von Udo S. getrennt lebende Ehefrau leidet auch Oliver B. (30) psychisch noch unter den Folgen der Tat. Die beiden drei Zentimeter tiefen Stiche in den Brustkorb des Arbeitslosen sind folgenlos verheilt, ebenso der Stich in den Nacken. „Es hätte aber lebensgefährlich werden können“, schätzte einer der behandelnden Ärzte des Bergmann-Klinikums vor Gericht ein.
Am Nachmittag des 19. August 2010 sei er mit seinem langjährigen Kumpel Danny W. verabredet gewesen, erzählte der arbeitslose Gärtner Oliver B. Sie hätten sich an einer Parkbank in der Waldstadt II getroffen, auf der zufällig Udo B. saß. Der kräftige Mann, den sie beide nicht kannten, sei stark angetrunken gewesen. Als die zwei Freunde beschlossen, in der Einraum-Wohnung von Danny W. einen Kasten Bier zu leeren, habe der Angeklagte gefragt, ob er mitkommen könne. Danny W. habe zugestimmt. „Ich habe ferngesehen. Danny und der Mann, der sich uns nuschelnd als Udo vorgestellt hat, haben sich unterhalten“, so Oliver B. Wie viel Bier jeder von ihnen konsumierte, konnte er nicht mehr sagen. „Die Stimmung war eigentlich normal“, versicherte er. „Ich musste dann zur Toilette. Als ich mir die Hände wusch, ging die Badezimmertür auf und Udo haute mir ohne Vorwarnung dreimal seine Faust auf die Nase. Die begann wie verrückt zu bluten. Ich fiel rückwärts in die Badewanne.“ Während er sich aufrappelte, habe ihm Udo S. die Messerstiche versetzt. „Er sagte, ich habe den Auftrag, dich umzubringen. Du kommst hier nicht mehr raus“, so das Opfer, das im Prozess als Nebenkläger auftritt. Irgendwie sei es ihm gelungen, Udo S. das Messer zu entwinden. „Um sich zu retten“, habe er auf den Angreifer eingestochen, sei dann aus der Wohnung geflüchtet.
Danny W. (33), der Mieter der Plattenbauwohnung, will von dem Drama in seinem Badezimmer nichts mitgekriegt haben. „Ich bin eingeschlafen und erst wach geworden, als ein paar Polizisten vor mir standen“, beteuerte der als Zeuge Geladene. Dann fiel ihm doch noch etwas ein. „Udo hat uns vorher mehrmals aufgefordert, ihm eine reinzuhauen. Da haben wir gefragt, wieso? Wir sind doch Kumpels.“
Der Prozess wird fortgesetzt. Hoga
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