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Landeshauptstadt: Tiefgefrorenes in der Holzkiste

Umweltprojekt: Eisblock 40 Tage eingeschlossen

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Wie viel Eis schmilzt in einem Holzhaus, dessen Wände mit zentimeterdickem Isolierstoff versehen sind, in dem es keine Fenster gibt und dessen Tür ganze 40 Tage verriegelt bleibt? Ein Kubikmeter gefrorenes Nass wurde dafür gestern in ein kleines Hexenhäuschen an der Brandenburger Ecke Dortustraße gestellt. Einerseits um Werbung für den Klimaschutz und eine gute Hausdämmung zu machen. Andererseits um das Isolierstoff herstellende Unternehmen zu promoten. Die Umweltbeigeordnete Elona Müller erklärte: „Auf privater Ebene ist der Heizenergieverbrauch der größte Posten in der persönlichen CO2-Bilanz.“ Wie viel von dem Eisblock übrig bleibt, kann nun von allen am Haus geschätzt werden. Bei einem ähnlichen Projekt vor zwei Jahren in Bayern waren es durchschnittlich 83 Prozent: Die negativen wie positiven Spitzenwerte waren Bamberg mit 67 und Nürnberg mit 92 Prozent Resteis.

Das hat sich gestern keiner zu schätzen gewagt. Der Potsdamer Fraktionschef der Bündnisgrünen, Peter Schüler, sagte mutig: Zwei Drittel des Eisblocks bleiben erhalten. Und Potsdams Herr über 18 000 Wohnungen, Pro-Potsdam-Geschäftsführer Horst Müller-Zinsius, sprach von 60 Prozent erhaltenem Eis am 5. Juni. Dann nämlich wird die Tür des Hauses erstmalig wieder geöffnet. In der Praxis des Wohnungsbaus ist diese lange Schließzeit eher unrealistisch. Müller-Zinsius bot daher dem Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer, Victor Stimming, gestern an, ein Pilotprojekt zur Sanierung eines mehrgeschossigen Hauses in Potsdam auf den Weg zu bringen. Damit sollen die für Einfamilienhäuser möglichen Energiewerte auch in den Miethäusern erreicht werden. Denn was im volkswirtschaftlichen Interesse ist, sei noch lange nicht betriebswirtschaftliches Interesse eines Unternehmens. Die Kosten für die Sanierung von mehrgeschossigem Wohnungsbau auf das Niveau eines Niedrigenergie- oder gar ein Passivhaus sind sehr hoch, sagte Müller-Zinsius. Da reicht selbst die öffentliche Förderung nicht aus. Zwar würden daraus geringere Betriebskosten resultieren. Das ist toll für den Mieter, sagte Müller-Zinsius. Der Hauseigentümer habe aber allein die Kosten. Zweiter Schwachpunkt nach seiner Meinung: Mietern kann man viel über Energiesparen erklären, aber ob es am Ende auch jeder umsetzt, sei nicht klar. IHK-Chef Stimming hat die Idee aber aufgegriffen und will sich mit Müller-Zinsius treffen, um ein Projekt zu realisieren. J. Brunzlow

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