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Links und rechts der Langen Brücke: Tiere nicht nur wegsperren

Guido Berg meint, dass ein kommerzieller Betreiber für das Potsdamer Tierheim Nachteile für die Tier-Betreuung bringen würde

Stand:

Natürlich ist es kein Naturgesetz, dass der Tierschutzverein Betreiber des Potsdamer Tierheims sein muss. Die Aufbewahrung herrenloser Hunde und Katzen ist eine kommunale Aufgabe, die die Stadt bislang dem Tierschutzverein übertrug. Rein formal könnte auch jede andere Institution diese Aufgabe wahrnehmen. Mit Beschluss der Stadtverordneten auf Antrag der CDU wird nun tatsächlich nach weiteren potenziellen Interessenten für den Tierheim-Betrieb gesucht. Letztlich ist es eine Ausschreibung – und es besteht die Gefahr, dass der Gewinner über den Preis entschieden wird. Mit etwa 120 000 Euro bezuschusst die Stadt bis dato den Tierheim-Betrieb. Es steht zu befürchten, dass sich Interessenten melden, die meinen, „die Viecher sperre ich für weniger Geld weg“. Deshalb sollten im derzeit stattfindenden Interessenbekundungsverfahren auch qualitative Merkmale des Tierschutzes berücksichtigt werden. Freilich, für Tierheime gibt es gesetzliche Standards, die auch ein neuer Betreiber einhalten muss. Doch diese gesetzlichen Normen genügten dem Tierschutzverein nach eigener Aussage nie. Mit den Beiträgen seiner Mitglieder sowie Spenden von Tierfreunden erbrachte er weitere Leistungen zugunsten der Tiere. Leistungen, die über das gesetzlich geforderte Maß hinaus gehen. Als Beispiel sei hier die Kastration frei lebender Katzen genannt, die es in Potsdam auch Jahre nach dem Abzug der russischen Truppen viele gibt. Für das neue Tierheim, dessen Standort seit geraumer Zeit in der Diskussion ist, plant der Tierschutzverein weit größere Auslauf-Gehege, als sie gesetzlich gefordert sind und sie mit dem Stadtzuschuss zu bezahlen wären. Damit scheint festzustehen, dass mit einem anderen Anbieter als dem Tierschutzverein eine Verschlechterung der Situation herrenloser Tiere einher ginge. Zum Verständnis: Hunde werden ohne Auslauf und individuelle Betreuung krank. Damit sinken im Übrigen deren Vermittlungschancen an neue Besitzer und die Tierheim-Kosten steigen, auch durch die Notwendigkeit häufigerer tierärztlicher Behandlungen. Es ist fraglich, ob die bei Tierschutzverein geleistete Zuwendung für die Tiere auf dem Markt auf der Basis einer Ausschreibung überhaupt bezahlbar einzukaufen ist. Der Idealismus, sich für die Tiere einzusetzen, ist von einem kommerziellen Betreiber nicht aufzubringen. Für die Stadtverwaltung, die das gegenwärtige Interessenbekundungsverfahren für das Tierheim moderiert, muss klar sein, dass sie einen Sturm der Entrüstung bei den Potsdamer Tierfreunden auslöst, sollte sie einen kommerziellen Interessenten zum Sieger küren. Für diesen Fall, das darf schon jetzt prognostiziert werden, wird sich der Tierschutzverein – nomen est omen – zum Kontrolleur des Tierschutzes in der Stadt wandeln und die Verhältnisse im Tierheim des neuen Betreibers sehr genau beobachten und öffentlich kritisieren. Wie zu hören ist, will sich auch der Tierschutzverein am Interessenbekundungsverfahren beteiligen. Im Interesse der Tiere sollte sein Angebot genau geprüft werden. Dass der TSV seine Arbeit bis dato schlecht macht, war noch von niemandem zu hören.

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