Landeshauptstadt: Tierheim-Bewerber droht mit Klage
Hundepension aus Raum Oranienburg will billigeres Angebot als Pfötchenhotel Beelitz gemacht haben
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Der Stadt Potsdam droht nach dem Abbruch des Ausschreibungsverfahrens für einen Tierheimneubau juristischer Ärger: „Wir prüfen zurzeit rechtliche Mittel und werden uns notfalls an die Vergabekammer wenden, um ein Nachprüfungsverfahren für die Angelegenheit einzuleiten“, sagte gestern Ralf Hewelcke, Inhaber der Sirius-Hundepension in der Nähe der Stadt Oranienburg. Er war einer der beiden Interessenten, der sich bei der Stadt um die Unterbringung für Fundtiere in der Landeshauptstadt bewarb.
Die Verwaltung hatte Ende August die Ausschreibung für einen Tierheimneubau gestoppt, da sich nur zwei Bewerber von außerhalb gemeldet hätten. Nun soll eine neue Ausschreibung starten, wodurch sich ein neues Tierheim bis mindestens 2010 verzögert. Der aktuell geltende Vertrag zur Fundtierbetreuung mit dem Pfötchenhotel Beelitz soll für das Jahr 2009 verlängert werden. Ralf Hewelcke zeigte sich gestern bei einem Rundgang in seiner Pension doppelt verärgert über das Verhalten der Verwaltung. So habe er Potsdam ein Angebot „im fünfstelligen“ Bereich zur Betreuung der Potsdamer Fundtiere gemacht, das somit „wesentlich“ billiger sei als die gut 100 000 Euro, die das Pfötchenhotel in Beelitz derzeit pro Jahr erhält. Zudem sei ihm unverständlich, warum öffentlich bereits eine Vertragsverlängerung mit Beelitz angekündigt sei, so Hewelcke: „Eine Ausschreibung für die Fortsetzung dieses Vertrages mit Beelitz hat es nie gegeben und steht klar im Widerspruch zu den Vergaberichtlinien.“ Schon während der abgebrochenen Ausschreibung habe er drei aus seiner Sicht bestehende Mängel des Verfahrens gerügt – ohne das die Verwaltung darauf reagiert hätte: „Es schien für uns so, dass für einige Entscheidungsträger das Ausschreibungsergebnis schon klar war.“ In der Verwaltung war gestern Abend niemand zu den Vorwürfen zu erreichen.
Hewelckes Pension besteht seit 1996. Auf einem 4,3 Hektar großen Gelände mitten in der Natur werden vor allem Hunde gehalten, aber auch Katzen, Vögel und Kleintiere. Es gibt großzügige Ausläufe und beheizte Innenboxen, ebenso einen Streichelzoo und einen Tierfriedhof. „Wir arbeiten auch seit Jahren mit schwer zu vermittelnden Jugendlichen zusammen“, sagte Hewelcke in Anspielung auf die angekündigte neue Ausschreibung der Stadt für ein Tierheim, das mit pädagogischen Hilfeangeboten für Jugendliche gekoppelt werden soll.
So bringt Hewelcke seine Tierpension als Alternative zum Pfötchenhotel in Beelitz und zu einem Tierheimneubau ins Spiel: „Eine Stadt in der Größe von Potsdam braucht kein eigenes Tierheim – gerade vor dem Hintergrund, dass ein Dienstleister günstiger arbeiten kann als ein Tierheim mit Tierschutzverein.“ Allerdings könne er sich eine Zusammenarbeit mit dem Potsdamer Tierschutzverein (TSV) vorstellen – etwa bei Betreuung einer Sammelstelle für Fundtiere, um nicht jedes Tier einzeln fahren zu müssen. Seine Pension ist rund 70 Kilometer von Potsdam entfernt.
Morgen ist das Tierheim ein Thema in der Stadtverordnetenversammlung. Die Linke hat einen Antrag eingebracht, bis 2010 ein Tierheim zu bauen. Henri Kramer
Henri KramerD
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