Landeshauptstadt: Tierheim oder Großinvestor?

„Tierheim auf Sago-Gelände?“, 29. September 2006

Potsdam ist eine schöne Stadt. Viel Neues ist entstanden und wird auch noch entstehen – für sehr viel Geld. Stadtschloss, Niemeyer-Bad, neue Humboldt- und Tram-Brücke, Garnisonkirche – das sind nur einige der geplanten Multimillionenprojekte, von Steuergeldern, versteht sich.

Umso unverständlicher ist die permanente Gleichgültigkeit und Arroganz, mit der über viele Jahre hinweg das Problem des örtlichen Tierheims behandelt wird. Seit Jahren wird dringend ein neuer Standort für unsere hilfebedürftigen Vierbeiner gesucht – immer vergebens. Sie sind nirgendwo erwünscht.

Auf Grund des notorischen Platzmangels im jetzigen Tierheim, der für die Tiere und die Menschen, die dort arbeiten, unerträglich wird, kommt es inzwischen zu Verstößen gegen das Tierschutzgesetz. Am jetzigen Standort besteht nur eine „Duldung aus Bestandsschutz“, eine Erweiterung des Areals ist nicht möglich.

Nun ist mit Hilfe der Stadtverwaltung ein ideales Grundstück gefunden: Das Sago-Gelände an der Michendorfer Chaussee 144. Für die Tiere wäre es perfekt. Es gibt dort keine Lärmbelästigung für Menschen, genügend Platz für alle Bereiche der Tierversorgung; die vorhandenen Gebäude wären auch mit begrenzten Mitteln gut zu nutzen. Aber, kaum entdeckt und für geeignet befunden, sollen wieder mal „höhere Interessen“ den Vorrang haben. Die Baubeigeordnete Kuick-Frenz hat das Gelände so mal eben für einen gewerblichen Großinvestor reserviert.

Als ob wir noch nicht genug Autohändler und Möbelhäuser hätten. Diesen Investor gibt es aber bis jetzt offensichtlich noch gar nicht. Hier stimmt doch etwas nicht. Wer maßt sich an, das Tierheim immer an die letzte Stelle zu schieben?

Bei den nächsten Wahlen in Potsdam werde ich jedenfalls all das mit Sicherheit berücksichtigen.

U. Selke, Potsdam