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Potsdamer Sago-Gelände: Tierheim ohne TSV
Die Stadt erteilt einem Bad Belziger Verein den Zuschlag für eine Betreuungseinrichtung auf dem Sago-Gelände. Der Potsdamer Tierschutzverein kommt nicht zum Zuge.
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Beim Betrieb des Potsdamer Tierheims wird nicht der Potsdamer Tierschutzverein zum Zuge kommen. Nach PNN-Informationen will die Stadt den Zuschlag für Errichtung und Betrieb des Heims auf dem alten Sago-Gelände an der Michendorfer Chaussee an den in Belzig angesiedelten Verein „Tierfreunde Berlin-Brandenburg e.V.“ erteilen. Bei einer Ausschreibung für das Gelände habe der Verein, der das Tierheim Verlorenwasser und einen Gnadenhof betreibt sowie ein weiteres Tierheim bei Belzig in Planung hat, 50 000 Euro mehr geboten als gefordert. Das sei dem Tierschutzverein Potsdam (TSV) am Freitag mitgeteilt worden, wie es hieß. Der Tierfreunde-Verein wollte den Zuschlag für das Sago-Gelände am Freitagabend weder bestätigen noch dementieren: „Kein Kommentar“, sagte Wolfgang Aland, der das Tierheim Verlorenwasser leitet, auf PNN-Anfrage.
Für das rund zwei Hektar große Grundstück, das entspricht knapp drei Fußballfeldern, wollte die Stadt laut der Ausschreibung mindestens 121 000 Euro. Aus Belzig sollen nach PNN-Informationen etwa 170 000 Euro geboten worden sein. Die nötige Summe für die Erschließung der Fläche wird noch einmal auf circa 160 000 Euro geschätzt. Hinzu kommen geschätzte 300 000 Euro für eine nötige Anbindung an die Bundesstraße 2.
Beim TSV herrscht nach PNN-Informationen Verwunderung über die Vergabe an den Mitbewerber aus Belzig. Allerdings hatte TSV-Chef Niklas Wanke die Ausschreibung wie berichtet bereits im Vorfeld kritisiert. Die Stadt habe hohe Hürden errichtet: So benötigt der potenzielle Betreiber eines Tierheims dort schon vor dem Bau viel Geld. Mit insgesamt mehr als 581 000 Euro im Voraus müsse gerechnet werden, etwa für die Erschließung des Grundstücks. Dazu müsse der Käufer laut der Stadtverwaltung eine nicht näher bezifferte Entschädigung an den Grundstücksnachbarn wegen des erwarteten Geräuschpegels durch die Tiere einplanen. Wanke sagte im Juni den PNN, schon allein die Zufahrten könne der gemeinnützige Verein nicht aus Spenden zahlen. Schließlich muss der Käufer laut Ausschreibung erklären, dass die Tierbetreuungseinrichtung auch ohne Zuschüsse der Stadt wirtschaftlich arbeiten wird. Er muss zudem per Vertrag zusichern, dass die Einrichtung in einer angemessenen Frist errichtet wird. Zusatznutzungen wie ein stundenweises Angebot von Tierärzten oder andere Angebote rund ums Tier dürfen auf maximal zehn Prozent der bebauten Fläche stattfinden. Bis Ende Juli konnten sich Interessenten bewerben. Unter welchen Umständen und wann die Ausschreibung beendet wurde, war am Freitagabend nicht in Erfahrung zu bringen. Bei der Stadtverwaltung war für eine Nachfrage niemand mehr zu erreichen.
Seit 2008 sind in Potsdam diverse Anläufe gescheitert, ein Tierheim zu bauen. Zuvor hatte der TSV eines betrieben, dies wurde geschlossen. Auf Antrag der Linken hatten die Stadtverordneten im April vor einem Jahr beschlossen, das Sago-Gelände für ein Tierheim auszuschreiben. Seit 1990 wurde das Areal nur noch zeitweise genutzt, derzeit steht es leer. Seit Jahren plant die Stadt erfolglos eine Gewerbeansiedlung. Daher hatte sich insbesondere die Wirtschaftsförderung gegen den Bau eines Tierheims auf dem Gelände gewandt. (PNN)
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