Landeshauptstadt: Tierheim: Proteste erwartet
Tierschutzverein hält an Neubau fest – Grundstück in Stahnsdorf in Prüfung
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Wildpark - Mit Aufruhr ist wohl zu rechnen am morgigen Sonntag im Tierheim am Wildpark. Um 11 Uhr soll das Sommerfest beginnen – unter dem Motto „Lichtblicke“. Für die rund 1000 Mitglieder des Tierschutzvereins Potsdam und Umgebung e.V. (TSV) scheinen die sich aber zunächst erledigt zu haben. Wie gestern bekannt wurde, will die Stadt Potsdam kein neues Tierheim bauen und den Vertrag mit dem TSV zur Betreuung sogenannter „Fundtiere“ zum Jahresende kündigen. Ab Januar 2008 sollen alle in Potsdam ausgesetzten Tiere im „Pfötchenhotel“ in Beelitz betreut werden.
„Ich rechne mit Protesten gegen diese Pläne“, sagte gestern Niklas Wanke, Vorsitzender des TSV. Viele Tierschützer hatten sich bereits entrüstet gezeigt, als die Stadtverordneten im Frühjahr beschlossen, die Trägerschaft für das Tierheim neu auszuschreiben. Doch die jetzigen Pläne der Stadt dürften weitaus mehr Reaktionen hervorrufen. „Wir fühlen uns vor den Kopf gestoßen“, sagte Wanke. Er bekräftigte aber zugleich, dass der TSV an seinen Plänen, ein neues Tierheim zu bauen, festhalten werde. „Unser Verein wurde zu diesem Zweck gegründet, das steht in der Satzung.“ Allerdings werde der Neubau wohl auch nicht in Potsdam stehen: Der Verein habe bereits Gespräche mit dem Stahnsdorfer Bürgermeister Gerhard Enser (CDU) geführt. In der Güterfelder Heide werde der Bund bald 360 Hektar Fläche zum Kauf anbieten – der TSV wolle rund acht Hektar erwerben. Das Geld dazu sei da, die Tierheim-Trägerschaft sei letztlich ein Zuschussgeschäft für den Verein. Allerdings sei mit rund zwei Jahren Planungs- und Bauzeit für einen Neubau zu rechnen, so Wanke. Betreut werden sollen in dem TSV-Heim dann die sogenannten „Abgabetiere“ – also Tiere, die von ihren Besitzern ins Heim gebracht und nicht ausgesetzt werden. Dies seien im Potsdamer Tierheim bisher rund 320 im Jahr gewesen, so Wanke. Viele könne der TSV bei privaten Pflegestellen auch ohne Tierheim weiter betreuen.
Der TSV-Chef bewertete die Pläne der Stadt, das „Pfötchenhotel“ als Tierheim zu nutzen, zwar kritisch. Gleichzeitig sei es aber auch ein Erfolg des Tierschutzvereins, wenn sich im kommenden Jahr die Situation der Potsdamer Tierheim-Tiere verbessere. Der TSV hatte in der jüngsten Zeit immer wieder öffentlich auf die mangelhaften Zustände im Tierheim am Wildpark aufmerksam gemacht.
Offen ist noch, wie sich die neuen Pläne der Stadt umsetzen lassen. Beigeordnete Elona Müller will sie am Montagabend den Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung vorstellen. Die Linke hatte sich bereits gegen die Neuausschreibung der Tierheim-Trägerschaft ausgesprochen; SPD und CDU hatten dafür gestimmt. Eine Zustimmung der Stadtverordneten zu den Plänen mit dem „Pfötchenhotel“ ist aber offenbar gar nicht nötig, da die Fundtier-Betreuung eine Pflichtaufgabe der Stadt ist. Vor einer Entscheidung stehen angesichts des Vorhabens der Landeshauptstadt aber auch neun Umlandgemeinden – Groß Kreutz, Kleinmachnow, Michendorf, Nuthetal, Schwielowsee, Stahnsdorf, Teltow, Werder (Havel) und Seddiner See. Sie alle hatten bei ihnen ausgesetzte Tiere bisher ins Potsdamer Tierheim gebracht.
Das „Pfötchenhotel“ hätte Kapazitäten auch für die „Umland-Tiere“, sagte Müller. Es wurde Mitte 2003 eröffnet und besteht aus 15 Gebäuden, die als Tierhotel genutzt werden. Die räumlichen Bedingungen seien weit besser als im Wildpark, so Müller: „Es wird ein Quantensprung in der Qualität.“
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