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Landeshauptstadt: Tierheim wird geräumt

Tierschutzverein muss ausziehen / Elona Müller: Fundtiere werden nun einzeln nach Beelitz gebracht

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In Potsdam gefundene Tiere werden ab dem kommenden Jahr einzeln und direkt von Mitarbeitern der Stadtverwaltung in das Pfötchenhotel nach Beelitz gefahren. Dies teilte Sozialbeigeordnete Elona Müller gestern abend den PNN mit. Kurz zuvor hatte der Tierschutzverein (TSV) per Mitteilung das Scheitern der Verhandlungen mit der Stadtverwaltung über die Weiternutzung des jetzigen Tierheims am Wildpark bekannt gegeben.

Müller sagte, sie bedaure dies „zutiefst“, akzeptiere aber die Begründung für den Entschluss. Der TSV hatte von „nicht zu verantwortenden Defiziten“ gesprochen, wenn der Verein das von der Verwaltung gemachte Angebot für eine Auffangstation am jetzigen Tierheim akzeptiere. In diesem Zusammenhang wurden auch die gemachten Mietkonditionen des Kommunalen Immobilienservice (KIS) genannt. „Das finanzielle Risiko wird pro Jahr im sechsstelligen Bereich liegen“, hieß es in dem Schreiben. Der Vorstand habe damit nach „eingehender“ Beratung einen Beschluss auf der Vereinsversammlung im November umgesetzt: Der Weiterbetrieb des Tierheims sollte danach nur möglich sein, wenn es eine Kompensation für die fehlenden 126 000 Euro gäbe, die dem TSV nächsten Jahr fehlen, weil dann das „Pfötchenhotel“ in Beelitz deren Betreuung übernehmen werde.

Um die Tiere dort hinzubringen, soll es einen telefonisch erreichbaren Fahrservice der Stadtverwaltung geben, dessen nähere Modalitäten heute bekannt werden sollen. „Es wird keine Auffangstation geben“, sagte Elona Müller. Dies sei bereits mit den Mitarbeitern des Veterinäramts so abgesprochen, die Lösung sei auch für die Tiere „gut“, da sie so direkt nach Beelitz gefahren würden. Allerdings ist unklar, wie oft ein Mitarbeiter dann täglich insgesamt 40 Kilometer zwischen Potsdam und Beelitz pendeln müsste. Immerhin werden nach früheren Angaben des TSV pro Jahr 720 Tiere in Potsdam gefunden – zwei also pro Tag. Müller sagte, die jetzige Lösung werde zunächst einmal auf ihre Praxistauglichkeit und seine Kosten geprüft.

Das Scheitern der Verhandlungen hat auch für zehn Umlandgemeinden – unter anderem Nuthetal und Teltow – Bedeutung: Deren Fundtiere werden zurzeit noch vom TSV im Tierheim am Wildpark betreut. Doch die Verträge darüber können nun nicht erneuert werden, weil dem Verein die dadurch fließenden Fördergelder zum Betrieb des Tierheims offenbar nicht ausreichen. Dennoch wolle man daran festhalten, „schnellstmöglich“ ein neues Tierheim an einem neuen Standort aufzubauen. „Doch wir können die für einen Tierheimneubau nötigen Gelder nicht für eine Zwischenlösung ausgeben“, verteidigte TSV-Vorstandsmitglied Mario Keller den Entschluss, nun auf die Immobilie am Wildpark zu verzichten.

Das Scheitern der Verhandlung nahm Potsdams Die Linke-Fraktionsvorsitzender Hans-Jürgen Scharfenberg zum Anlass, dass Verhalten der Verwaltung im Tierheimstreit erneut zu kritisieren: „Wir werden sehen, ob die neue Lösung gelingt.“ Die Tierbetreuung nach Beelitz zu geben, sei eine „verfehlte“ Entscheidung gewesen, die jetzige Situation eine Folge dessen. Im August hatte die Stadt dem TSV den Vertrag über den Betrieb des Tierheims gekündigt. Nach einer Ausschreibung hatte das „Pfötchenhotel“ den Zuschlag gewonnen. Darüber gab es den Herbst über heftigen Streit.H. Kramer

H. Kramer

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