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Auf Erfolgskurs. Nils Frommhold will nach seinem Ironman-Sieg in Arizona der Langdistanz auf alle Fälle treu bleiben.

© Imago/HochZwei/Angerer

Sport: Titelgewinn auf geliehenem Rad

Triathlet Nils Frommhold startete erstmals auf der Langdistanz und gewann den Ironman Arizona

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Es war ein langer Flug, den Nils Frommhold gestern hinter sich gebracht hatte. Aber die vielen Flugstunden über den „großen Teich“ nach Frankfurt am Main hatten dem 26-Jährigen wenig ausgemacht. Schließlich ist er ganz andere Strapazen gewohnt, was er am Sonntag einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatte. Zum ersten Mal in seiner sportlichen Karriere hatte sich der für den Triathlon Potsdam e. V. startende Athlet auf die Langdistanz gewagt und schaffte in der Wüste Arizonas auf Anhieb das nahezu Unmögliche: Der Potsdamer entschied in 8:03 Stunden den Ironman Arizona für sich. Ebenso wie beim Härtetest auf Hawaii mussten auch in Sun Valley zuerst 3,8 Kilometer schwimmend zurückgelegt werden, bevor es auf die 180 Kilometer lange Radstrecke ging. Der Marathonlauf über 42,185 Kilometer rundete den harten Dreikampf für die Triathleten ab.

„Obwohl Arizona ja ein Wüstenstaat ist, waren die Temperaturen optimal“, erzählt Frommhold. „Im Gegenteil: Das Wasser in dem zu durchschwimmenden Kanal war sogar recht kalt. Erst beim Radfahren und Laufen wurde es dann bei rund 25 Grad angenehm.“ Für Frommhold steht spätestens nach seinem großartigen Triumph fest, dass er fortan auf der Langstrecke bleibt. Die kurzen Strecken, etwa in der Bundesliga: Die, so sagt er, sollen die Jüngeren machen.

Erst vor vier Monaten hatte sich der in Saarbrücken trainierende Potsdamer mit seinem dortigen Trainer Wolfram Bott zusammengesetzt und über die Zukunft geredet. „Es musste was Neues her, ich brauchte die nächste Herausforderung“, erzählt Frommhold. Der Plan, die Langdistanz gezielt anzugehen, wurde geschmiedet und seitdem täglich daran gearbeitet.

Die größte Umstellung brachte für den einstigen Schwimmer das neue Rad mit sich. Während auf der Olympischen Distanz und den kürzeren Strecken Straßenräder zum Einsatz kommen, werden die 180 Kilometer beim Ironman mit denselben Rennrädern gefahren, die auch bei der Tour de France im Zeitfahren genutzt werden. Der Fahrer sitzt tiefer, die Felgen sind höher, der Sattel befindet sich vor dem Tretlager und der Lenker hat einen Auflieger: „Das dauerte einige Wochen, bis ich mich daran gewöhnt hatte“, so Frommhold, der sich Anfang Oktober auf eigene Kosten auf den Weg in die USA machte.

Seinem Trainer ist der neue Champion indes nicht nur wegen der tollen Vorbereitung zu Dank verpflichtet. Da er sich noch kein eigenes Hightech-Rad (Preis rund 10 000 Euro) leisten konnte, überließ der Coach ihm seins. Das brachte Glück und Erfolg, schließlich beendete Frommhold schon zuvor die Halbdistanz am Walchsee auf dem dritten Platz.

Wie es nun weitergeht, ist noch ein wenig offen. Erst einmal steht der Umzug mit Freundin Sarah nach Freiburg und dann die intensive Sponsorensuche auf dem Programm. Bis zum Jahresende ist Nils Frommhold noch Mitglied der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Die fördert jedoch nur Athleten, die in olympischen Disziplinen aktiv sind. Und dazu zählt die Langdistanz nicht. „Aber durch meinen Sieg in Arizona habe ich ja ein Achtungszeichen gesetzt“, meint er. „Da werden sich ganz bestimmt triathlonbegeisterte Geldgeber finden.“

Henner Mallwitz

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