Sport: Titelkampf mit Monoflosse
Enrico Schultz geht optimistisch in die Deutschen Meisterschaften der Flossenschwimmer in Petzow
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„Nein, wir sind keine Taucher“, sagt Enrico Schultz. Ausgerüstet mit einer Monoflosse für beide Füße, einem Schnorchel sowie einer speziellen Taucherbrille versucht er mit delfinartigen Bewegungen möglichst schnell im Wasser vorwärts zu kommen. Das Szenario erinnert den Zuschauer auf den ersten Blick tatsächlich an eine Tauchübung. Doch der 25-jährige Schultz ist Potsdams erfolgreichster Flossenschwimmer.
Sein Können will er auch am nächsten Wochenende wieder unter Beweis stellen: Dann trägt sein Verein, der Tauch-Club Potsdam, im Glindower See die Deutschen Meisterschaften im Flossenschwimmen aus. Am Inselparadies Petzow werden sich dann etwa 200 Sportler aller Altersklassen messen. Für die Eröffnung am Sonnabend, den 16. Juni, um 9 Uhr ist Ministerpräsident Matthias Platzeck avisiert. Danach startet die Jugend über 4000 m, ehe gegen 11.30 Uhr dann auch Enrico Schultz ins Wasser geht; über 6000 m möchte er unter die ersten Drei schwimmen, auch um sich für die Weltmeisterschaften Anfang August im italienischen Bari zu qualifizieren.
Eine knappe Stunde benötigen die besten Flossenschwimmer über diese Distanz. Wobei Schultz auch schon ganz andere Strecken angegangen ist: im Jahr 2005 wurde er in Frankreich Vize-Weltmeister im 20-km-Flossenschwimmen. Drei Stunden und 19 Minuten benötigte er damals für diesen „Halbmarathon“ durchs Wasser.
Angefangen hat der Potsdamer mit solchen Distanzen natürlich nicht: „Mit zehn Jahren habe ich in der Schwimmhalle am Brauhausberg erstmals Flossenschwimmer gesehen“, erzählt der Fachinformatiker. „Das hat mich so fasziniert, dass ich“s selber ausprobieren wollte“, sagt Schultz. So blieb er dabei, seit nunmehr 15 Jahren. Im Jahr 1996 kam die ehemalige Spitzenathletin Ute Goldberg zum TC Potsdam und trainiert ihn seitdem.
Und das mit Erfolg: Schultz wurde in der Halle Deutscher Meister über 50 und 100 m, hält zudem diverse deutsche Rekorde über die Kurzdistanzen. Auf diesen Sprintstrecken erreichen Topathleten wie er Geschwindigkeiten von gut drei Metern pro Sekunde. Die besten Flossenschwimmer kommen traditionell aus Rostock und Leipzig, in internationalen Gewässern stellen Russland und Italien die Spitzenleute. „Außerdem sind auch in unserem Sport die Chinesen stark im Kommen“, berichtet Schultz, der 2009 seine Karriere nach den World Games in Taipeh als letzten Höhepunkt beenden will.
Doch zunächst gilt es den Parcours im Glindower See erfolgreich zu absolvieren. Schultz geht neben den 6000 m auch bei der Dreimal-3000-m-Staffel an den Start, die am Sonntag ab 11.30 Uhr ins kühle Nass steigt. Vorher allerdings verteilt er zusammen mit seinen Vereinskameraden noch Markierungsbojen auf dem Gewässer. Damit sich die Flossenschwimmer auch ja nicht verirren und im Nirwana, als Taucher bezeichnet, wieder auftauchen.
Hubertus Rössler
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