Sport: Titelkämpfe in 3000 Metern Höhe
In Lüsse bei Belzig beginnen morgen die 30. Segelflug-Weltmeisterschaften
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Segelfliegen ist eine Randsportart mit familiärem Charakter. Wenn sich Katrin Senne ab morgen bei den 30. Segelflug-Weltmeisterschaften in Lüsse bei Belzig mit ihrem zerbrechlich wirkenden Flugzeug in den märkischen Himmel schraubt, werden ihre drei Kinder Luca (11), Timo (9) und Eva (4) auf dem Campingplatz gleich neben Start- und Landebahn von Ehemann Stefan und ihren Eltern Ursula und Klaus Keim betreut. „Die ganze Familie zieht mit“, erklärt die 38- Jährige aus Sindelfingen, die amtierende Weltmeisterin bei den Frauen ist. 2007 flog die gelernte Betriebswirtin und jetzige Hausfrau im französischen Romorantin erstmals zum Titel, den sie im nächsten Jahr erfolgreich verteidigen will.
Jetzt in Lüsse – wo 2000 bereits Segelflug-EM ausgetragen wurden – ist Senne eine von nur drei Frauen unter allen WM-Fliegern; außer ihr messen auch Alena Netusilova (Tschechien) und Nina Shaleva (Russland) ihre Kräfte mit den Männern. 134 Piloten aus 34 Nationen sorgen „für ein so starkes WM-Teilnehmerfeld wie noch nie“, freut sich Wettbewerbsdirektor Herbert Märtin. Erstmals sind Chilenen, Türken und Serben am Weltmeisterschafts-Start; damit sind Flieger aller Kontinente dabei. In drei Kategorien – 15-Meter-, 18-Meter- und Offene Klasse – werden sie bis zum16. August an so vielen Tagen wie möglich versuchen, innerhalb einer bestimmten Zeit jeweils so weit wie möglich zu fliegen; eine „Black Box“ an Bord zeichnet jede Route auf. Gesegelt wird in bis zu 3000 Metern Höhe innerhalb eines großen Vierecks zwischen Hamburg und Ueckermünde, Zittau und Bad Kissingen. Auch ein schmaler Teil Westpolens kann überflogen werden, während der Großraum Berlin inclusive Potsdam gesperrt ist. Bei regnerischem Wetter bleiben die Flieger am Boden. Morgen um 16 Uhr werden die WM auf dem Belziger Marktplatz eröffnet, am 10. August wird zu einer großen öffentlichen Flugshow auf den Flugplatz eingeladen.
Gestern herrschte dort ideales Segelflug-Wetter, und so hob auch Michael Sommer ab. Der Aschaffenburger tritt in Lüsse als Titelverteidiger in der Offenen Klasse an, nachdem er sich 2006 in Schweden erstmals WM-Gold holte. „Das ist hier eine relativ einfach zu fliegendes Revier“, meint der 35-Jährige, der im vergangenen Jahr die Vor-WM in Lüsse gewann. Eigentlich lebt und arbeitet der Abteilungsleiter eines großen deutschen Konzerns im australischen Melbourne. „Dort ist jetzt Winter, letztmals bin ich dort im April geflogen“, erzählt er. Trotzdem zählt der Franke mit seinem 580 Kilo schweren Hochleistungsflieger aus Kohleverbundfaserwerkstoffen auch in diesem Jahr zu den Titelfavoriten. „Natürlich wäre eine Medaille schön“, gesteht er.
Katrin Senne bäckt da kleinere Brötchen. „Ich wäre zufrieden, sollte ich es unter all den Männern in die erste Hälfte schaffen“, sagt sie.
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