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Landeshauptstadt: Todeszellen werden wieder zugänglich gemacht

Außenhülle der Gedenkstätte Ehemaliges KGB-Gefängnis bereits saniert

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Auf dem Gelände des ehemaligen KGB-Gefängnisses Leistikowstraße 1 sind Dach und Außenhülle des Haupthauses bereits saniert. Um den Charakter als „Ort des Schreckens“ zu erhalten, wurden unumgängliche Putzreparaturen in zurückhaltendem Farbton ausgeführt. Von der Qualität und vom Fortgang des Ausbaus zur Gedenk- und Begegnungsstätte zeigte sich der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins, Dr. Richard Buchner, beeindruckt. Das positive Urteil teilten auch die ehemaligen Häftlinge Peter Seele, Reinhart Pröller, Lothar Scholz und Margot Jann. Sie waren wie die Vereinsmitglieder vom Geschäftsführer des Hauseigentümers Evangelisch-Kirchlicher Hilfsverein, Peter Leinemann, zu einer Besichtigung der Baustelle eingeladen worden.

Auch die Zugänglichkeit des Kellertraktes mit den Todeszellen, dem Herzstück der Gedenkstätte, ist gesichert. Die als Gefahrenquelle eingestuften Abwasserrohre wurden entfernt. Die alte, aus Drahtgitterleuchten bestehende Beleuchtung wird wiederhergestellt. Der Keller wird auf fünf Grad temperiert. Noch bevor steht die Konservierung und Sichtbarmachung der Inschriften, die Häftlinge hinterlassen haben. Auch in den darüber liegenden Geschossen hat die Erhaltung des Originalzustands oberste Priorität.

Zufrieden zeigte sich Buchner mit der Einordnung des Funktionsgebäudes, das im Rohbau steht. „In seiner schlichten Form und geringen Höhe stört es den Gesamteindruck nicht“, erklärte er. In den Neubau werden ein Foyer, zwei Seminarräume, die Bibliothek, Büros für das Personal und Sanitärräume eingeordnet. Zudem ermöglicht er, in einem Eingangsbereich zur Ausstellung, durch Zeitzeugenberichte, Lesungen und Filme auf die über das KGB-Gefängnis hinausgehenden Zusammenhänge des sowjetischen Terrorismus einzugehen, der bereits unter Lenin ausgeprägt wurde.

Peter Leinemann berichtete, dass die Arbeiten termingerecht vorangehen und an dem Ziel festgehalten werde, die Gedenkstätte im Mai/Juni 2008 zu eröffnen. Das 1,9-Millionen-Vorhaben konnte im Mai in Angriff genommen werden, nachdem das Kulturministerium und der Bund Fördermittel bewilligt hatten. Auf dem Rundgang wurde mitgeteilt, dass auch die Betriebskosten für die Gedenkstätte gesichert sind. In dem ehemaligen Pfarrhaus waren ab 1946 etwa 1000 deutsche, aber auch sowjetische Häftlinge eingekerkert und gefoltert wurden, ehe das Militärtribunal aus meist nichtigen Gründen gegen sie die Todesstrafe verhängte oder sie zu langjährigen Freiheitsstrafen vorwiegend im sibirischen Zwangsarbeiterlager Workuta verurteilte. Es ist das einzige KGB-Gefängnis, das sich außerhalb der ehemaligen Sowjetunion original erhalten hat.

Das Haus war nach Abzug des russischen Geheimdienstes 1994 durch die Potsdamer Gruppe von „amnesty international“ vor dem Abriss gerettet und zehn Jahre lang vom Förderverein des Hauses und der Menschenrechtsorganisation „Memorial Deutschland“ betreut worden. Sie konnten das verfallende, nicht heizbare Gebäude nur in der Saison an den Wochenenden zugänglich machen. Die neue Gedenkstätte wird außer montags täglich geöffnet sein. Dazu werden hauptamtliche Kräfte eingestellt, doch werden die Vereine ihr bürgerschaftliches Engagement fortsetzen, so durch weitere Forschungen und wie bisher durch die Einbeziehung ehemaliger Häftlinge als Zeitzeugen. E. Hohenstein

E. Hohenstein

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