Homepage: Toilette im Hof
Baulärm, Staub und kein Ende in Sicht: Bauarbeiten im Studentenwohnheim T1 nerven die Bewohner
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Es ist sieben Uhr morgens im Studentenwohnheim T1 am Neuen Palais. Staub sowie der ohrenbetäubende Lärm von Presslufthämmern und Betonbohrern erfüllen die Luft. Auf allen acht Etagen des Gebäudes werden Wände herausgerissen und Löcher in die Böden gebohrt. Glas und Bauschutt fliegen krachend in große Container – auch am Samstag. Die Gemeinschaftsbäder werden saniert und zugleich das Erdgeschoss umgebaut. Aus dem T-Club wird der neue Kindergarten des Studentenwerks mit 60 Plätzen. In einem Online-Blog, in dem die Studenten ihrer Wut über die Bauarbeiten freien Lauf lassen, wurde empfohlen: „einfach nich da pennen und gleich nach der uni wieder zu freunden fahren“.
Als Ersatz für die sanitären Einrichtungen, die seit Beginn der Vorlesungszeit Mitte April nicht mehr benutzbar sind, hat das Studentenwerk zwei graue Container im Hof aufgestellt. An den Türen hängen Schilder mit der Aufschrift: „Toiletten“. Den 130 Mietern des Wohnheims standen damit anfangs lediglich vier Duschen und vier Toiletten zur Verfügung. Die Bäder der anderen T-Wohnheime blieben ihnen erst verschlossen. Im Online-Blog beschwerten sich Bewohner zudem über verstopfte Klos und dass es in den Containern weder Seife noch Papierhandtücher gibt. „Bei uns Jungs steht an der Wand immer Wasser“, ist außerdem dort zu lesen.
Bereits zwei Tage nach Beginn der Bauarbeiten fanden sich die Betroffenen zu einer Mieterversammlung ein und stellten eine Forderungsliste an das Studentenwerk auf. Neben der Beseitigung der Missstände forderten sie eine Mietminderung in Höhe einer Monatsmiete. Das Studentenwerk zeigte sich dialogbereit. Allen „direkt Betroffenen“ wurde die Mietminderung gewährt, andere „anspruchsberechtigte Mieter“ erhalten immerhin die Hälfte erlassen – insgesamt 91 Studenten. Die übrigen gehen leer aus. Wer länger als acht Semester im Wohnheim lebt, ist ohnehin schon auf die Kulanz das Studentenwerks angewiesen. „Pech sollte ursprünglich auch haben, wer ab Februar seinen Mietvertrag unterschreiben hat“, sagt Henning Klein, einer der Bewohner. Denn selbst wer nur innerhalb des Hauses umgezogen ist oder einen Internetanschluss beantragt hat, habe damit einer Klausel zugestimmt, die ihn zwingt, alle Baumaßnahmen stoisch über sich ergehen zu lassen. In diesen Fällen hat das Studentenwerk jedoch inzwischen „einvernehmliche Lösungen“ zugesagt.
Mehrere Forderungen der Studenten wurde jedoch nicht erfüllt: Es wurden nicht mehr Sanitär-Container aufgestellt. Aus „Sicherheitsgründen“ sei es nicht möglich, den Mietern einzelne Toiletten bereits vor der Fertigstellung aller Bäder zugänglich zu machen. Und auch Seife und Papierhandtücher soll es erst wieder nach dem Abschluss der Bauarbeiten geben. „Es bleibt ein fades Gefühl, Mieter zweiter Klasse zu sein“, klagt Student Henning Klein.
Allerdings hat das Studentenwerk den Betroffenen angeboten, vorübergehend in andere Wohnheime umzuziehen. „Und das Angebot steht nach wie vor“, sagt Gudrun Wewetzer vom Studentenwerk gegenüber der PNN. Dass immer noch die meisten der 160 Plätze im T1 belegt sind, führt sie auf die „äußerst günstigen Mieten“ zurück. Auch nach den Sanierungsarbeiten sollen die Kosten nicht auf die Mieter umgelegt werden. „Wir verstehen ja, dass die Bauarbeiten mit Einschränkungen verbunden sind, aber wir wollen damit niemanden ärgern“, beteuert Wewetzer.
Mit der Sanierung soll nicht nur die Qualität der Gemeinschaftsbäder verbessert werden. Durch Raumoptimierung werden zudem sieben weitere Wohnheimplätze geschaffen. Während der Kindergarten bereits im Juli fertig gestellt werden soll, werden sich die Arbeiten an den sanitären Anlagen noch bis Ende August hinziehen. Inzwischen ist die Abbruchphase jedoch vorbei. „Nun wird aufgebaut und das ist glücklicherweise etwas ruhiger“, sagt Klein.
Benjamin Kleemann
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