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Links und rechts der Langen Brücke: Toiletten-Problem mit Folgen

Juliane Wedemeyer findet, die Stadt muss den Vorwurf prüfen, sie habe einen behinderten Potsdamer wegen Kritik am Theaterneubau unter Druck gesetzt

Stand:

So viel Theater um ein Klo! Kaum zu glauben, für wie viel Aufregung das zu klein geratene Behinderten-WC im neuen Hans Otto Theater (HOT) sorgt. Doch es geht bei dieser Diskussion um viel mehr als um eine simple Toilette. Denn der Planungsfehler hat bereits Folgen verursacht, die drohen, das allseits gelobte tolerante Image der Stadt Potsdam zu beschädigen: Plötzlich taucht der Vorwurf auf, kommunale Mitarbeiter hätten nach einem PNN-Artikel im März 2005 ein Mitglied des Behindertenbeirats unter Druck gesetzt – geäußert von drei Mitgliedern des Beirats vor rund 60 Zuhörern auf dem Potsdamer Behindertenforum am Dienstag. „Vertreter der Stadt und des Theaters“ hätten eine Entschuldigung von Rolf Gutsche gefordert, so die stellvertretende Vorsitzende Hannelore Mehls. Sie sprach von „höllischem Theater“. Ähnliches sagte auch Jürgen Becker. Der Grund: Die PNN hatte Gutsche zitiert: Es sei für Mitarbeiter „keine behindertengerechte sanitäre Einrichtung zu erkennen“. Vor dem Hauptausschuss wies die Stadt den Vorwurf, sie habe Druck ausgeübt, zurück. Dabei hatte Sozialbeigeordnete Elona Müller auf dem Behindertenforum die Beirats-Stellvertreterin noch aufgefordert, „Ross und Reiter“ zu nennen. Nur einen Tag später hieß es, es habe sich damals um beiratsinterne Querelen gehandelt. Erstaunlich, wie schnell die Verwaltung dieses Problem offenbar klären konnte. Denn im Behindertenbeirat konnte selbst gestern niemand mehr sagen, wer denn nun tatsächlich die besagte Entschuldigung mit offensichtlichem Druck eingefordert hatte. Der derzeitige Beiratsvorsitzende Hans-Eberhard Bewers kann zu diesem Thema nichts sagen – er war damals noch kein Mitglied. Der ehemalige, Harald Haase, ist es nicht mehr. Trotzdem schrieb er laut Bewers nun eine Mail an den Potsdamer Behindertenbeauftragten Helmut Erker, in der er Becker beschuldigt, selbst massiven Druck ausgeübt zu haben. Becker sieht das anders. Die Aufforderung zur Entschuldigung sei keinesfalls aus dem Beirat gekommen. Es bleiben also offene Fragen: Auch die, warum es den Entwurf eines Entschuldigungsschreiben vom Betroffenen gibt. Verfasst knapp zwei Wochen nach Erscheinen des Artikels und adressiert an den HOT-Betriebsingenieur Bernd Broszeit: „Leider habe ich einige Tatsachen unglücklich formuliert.... Solche Missverständnisse sollen nicht mehr vorkommen.“ Der Behindertenbeirat will laut Bewers den Sachverhalt nächste Woche in einer Sondersitzung klären. Diese Mühe sollten sich Verwaltung und Theaterleitung auch machen. Nur so kann die Stadt ihr Image wahren und die Toiletten-Probleme endlich runterspülen.

Juliane Wedemeyer

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