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Landeshauptstadt: Toleranz der Potsdamer Neuer Verein für weltoffene Stadt gegründet

Wir brauchen keinen Großen Kurfürsten, sondern die Bürgerschaft der Stadt: Das war der Grundtenor der Gründungsversammlung des Vereins Neues Potsdamer Toleranzedikt. Denn der Verein beruft sich zwar auf das historische Toleranzedikt von 1685, meint aber eine neue heutige Toleranz.

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Wir brauchen keinen Großen Kurfürsten, sondern die Bürgerschaft der Stadt: Das war der Grundtenor der Gründungsversammlung des Vereins Neues Potsdamer Toleranzedikt. Denn der Verein beruft sich zwar auf das historische Toleranzedikt von 1685, meint aber eine neue heutige Toleranz. Als Gründungsort war am Donnerstagabend ganz bewusst die Französische Kirche gewählt worden – nicht nur als Hinweis auf die Hugenotten, denen der Große Kurfürst Schutz vor Verfolgung und eine neue Heimat anbot, sondern auch als Zeichen für das Engagement der Kirche für eine weltoffene Stadt. So findet man im Vorstand des neuen Vereins die Pastorin Hildegard Rugenstein. Ebenso aktiv sind der Unternehmer Christoph Miethke, der Gastronom und Tourismusverbandschef Arndt Gilka-Bötzow sowie der Politologe Heinz Kleger und Friedrich Reinsch, Leiter des Hauses der Generationen und Kulturen am Schlaatz.

Professor Kleger, der im vergangenen Jahr aus den vielen Toleranzbekundungen der Potsdamer die wichtigsten herausgefiltert hat, nannte vor allem den Solidaritätsgedanken, der immer wieder angesprochen worden sei. Eine große Rolle habe auch der Wunsch gespielt, einander zuzuhören und Respekt vor der Meinung und dem Tun des anderen zu entwickeln. Fremdenfeindlichkeit habe weniger eine Rolle gespielt, so Kleger, sei aber beim Wunsch nach offener toleranter Meinungsvielfalt auch angesprochen worden. Auf eine besondere Form des toleranten Miteinanders machte Gilka-Bötzow aufmerksam. Er forderte, dass das Betriebsklima in Gastronomie und Hotellerie von Respekt vor der Arbeit eines jeden geprägt sein sollte und dass auch einfache Tätigkeiten anerkannt werden müssen. Hierarchien sollten nicht zu einem ruppigen Ton oder gar Verletzungen der Menschenwürde führen. Für seinen Betrieb wolle er einen Toleranz-Check entwickeln und diesen auch auf andere Branchen übertragen, so Miethke.

Der Gedanke, sich mit dem Erbe des Toleranzediktes und Potsdam als weltoffener Stadt zu beschäftigen, war bei der gescheiterten Bewerbung Potsdams als Stadt der Wissenschaften entstanden und im vergangenen Jahr unter dem Namen „Potsdamer Toleranzedikt“ umgesetzt worden. Der neue Verein will nun mit einem breit gefächerten Programm die Toleranzdiskussion weiter in der Potsdamer Bürgerschaft verankern und Ideen fördern, die zur Weltoffenheit beitragen.

Aber auch das Nichttolerierbare soll dabei klar benannt werden. Diesem Thema widmete sich bei der Gründungsveranstaltung beispielsweise der renommierte Potsdamer Klimaforscher Wolfgang Cramer: Wenn immer wieder die Folgen des Klimawandels verwässert würden, wie lange solle man da noch tolerant bleiben, fragte er und hatte letztlich darauf keine Antwort. Eines habe er aber bei seiner Arbeit gelernt, sagte Cramer, und das sei Zuhören und Kompromisse suchen.

Und auch bei dem neuerlichen Brandanschlag auf den Integrationsgarten am Schlaatz dürfte die Toleranzgrenze erreicht sein. Eine Spendensammlung bei der Vereinsgründung wurde deshalb spontan unterstützt.

Dem Verein Neues Potsdamer Toleranzedikt kann jeder beitreten. Ein Beitrag wird nicht erhoben, es wird vielmehr um eigene Spenden gebeten. H. Dittfeld

Im Internet:

www.potsdamer-toleranzedikt.de

H. Dittfeld

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