Landeshauptstadt: Ton aus im Studio Babelsberg?
1929 wurde dort der erste Tonfilm gedreht – jetzt drohen offenbar Kündigungen
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Babelsberg - Der traditionsreichen Tonabteilung im Studio Babelsberg droht das Aus: Die acht Mitarbeiter sollten zum 31. Juli gekündigt werden, sagte gestern der Betriebsratsvorsitzende der Babelsberg Postproduction GmbH, Carsten Gebhardt, auf PNN-Anfrage. Die GmbH gehört laut Gebhardt seit Februar dieses Jahres nicht mehr zur Studio Babelsberg AG, sondern sei eine Tochterfirma des Unternehmens Elektrofilm. Dessen Geschäftsführung habe die Mitarbeiter der Babelsberger Tonabteilung Mitte vergangener Woche über die Kündigungen zum Monatsende informiert, so Gebhardt.
Die Elektrofilm-Niederlassung in Berlin wollte diese Informationen gestern auf PNN-Anfrage nicht kommentieren. Man befinde sich in Gesprächen über eine Restrukturierung, sagte Bernd Hellthaler, „Head of Sales“ bei Elektrofilm in Berlin. Dass es Kündigungen geben werde, wolle er derzeit „weder dementieren noch Auskünfte dazu geben“, so Hellthaler. Elektrofilm hatte die so genannte Postproduktion – die Bereiche zur Nachbearbeitung von Filmen – bereits im Februar 2006 zunächst im Rahmen eines Joint Ventures von Studio Babelsberg übernommen. Zur Babelsberg Postproduction GmbH gehören nach Angaben des Betriebsratschefs nun die Bereiche Kopierwerk und Ton mit insgesamt 27 Mitarbeitern. Die Elektrofilm-Geschäftsführung habe in der vergangenen Woche sogar mit der Insolvenz der kompletten Tochterfirma gedroht, wenn sich der Betriebsrat nicht mit den Kündigungen der acht Tonmitarbeiter einverstanden erkläre. Diese sollten nach Vorschlag der Geschäftsführung Ende Juli für ein Jahr in eine so genannte Transfergesellschaft überführt werden. Der Betriebsrat werde aber frühestens kommende Woche die Verhandlungen mit der Elektrofilm-Geschäftsführung aufnehmen, so Gebhardt.
Im Studio Babelsberg ist 1929 der erste deutsche komplett vertonte Spielfilm entstanden: „Melodie des Herzens“ mit Willy Fritsch. Dazu war im selben Jahr das erste deutsche Tonfilmatelier – das „Tonkreuz“ – gebaut worden. Die vier Ateliers hat die Studio Babelsberg AG jüngst zu Film- und Fernsehstudios umgestalten lassen.
Die Ankündigung der Entlassungen in der Tonabteilung sei für die Mitarbeiter „sehr überraschend“ gekommen, sagte Betriebsratschef Gebhardt. Der Bereich arbeite nicht kostendeckend, das müsse er einräumen, dies liege aber auch an mangelnder Auftragsakquise durch Elektrofilm. Ob der Bereich Ton nun tatsächlich komplett geschlossen wird, scheine bisher offen, so Gebhardt. Es gebe Gerüchte über Interessenten, die die Technik nutzen wollten. Die Gebäude, in denen die Abteilung untergebracht ist, kommen dem Standort aber nicht abhanden: Sie gehören Studio Babelsberg. SCH
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