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Sport: Tore für die Schwiegermutter

Shergo Biran traf auch in Braunschweig zweimal, und Babelsbergs Trainer Rastislav Hodul ist sich sicher: „Jetzt sind wir in der Regionalliga angekommen“

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Es gibt Fußballspiele, die wurden zu Legenden – zumindest in der heimischen Region. In der jüngeren Historie des SV Babelsberg 03 fallen Fußballfans sofort Highlights ein wie der 1:0-Sieg im Juni 2001 gegen Fortuna Düsseldorf, als Martino Gatti kurz vor Ultimo Babelsberg endgültig in Liga zwei schoss. Wie Babelsbergs erster Sieg in der 2. Bundesliga knapp zwei Monate später bei Arminia Bielefeld durch Enrico Rövers Tor in der Schlussminute. Wie drei Spieltage später der 3:2-Heimsieg über den 1. FC Union Berlin, der schon 2:0 führte, ehe Lars Kampf (2) und Björn Laars noch zum Triumph trafen.

Auch Babelsbergs 3:1-Sieg am vergangenen Freitagabend bei Eintracht Braunschweig hat das Zeug zur Legende. Der Zweitliga-Absteiger führte daheim vor 14 100 Zuschauern früh durch ein unglückliches Eigentor Maik Neumanns (7.) und spielte 75 Minuten in numerischer Überzahl, nachdem Martin Neubert wegen Handspiels auf der eigenen Torlinie die Rote Karte gesehen hatte (24.) – und doch gewann am Ende der Aufsteiger aus Babelsberg durch Tore Shergo Birans (67., 69.) und Manuel Stiefels (90.+2). Der SVB hatte sicher einerseits Glück, weil Sretko Ristic den Handelfmeter an den rechten Pfosten setzte und Eintracht später mit seinen Möglichkeiten schluderte. Die Nulldreier verteidigten aber andererseits cool und gekonnt und nutzten ihre Chancen besser als Braunschweig.

„Das war sensationell. Ich habe eine Gänsehaut bekommen“, gestand später Trainer Rastislav Hodul. „Wir haben heute mit zehn Mann gezeigt, dass wir Fußball spielen können und mit dem Herzen für Babelsberg kämpfen. Ich habe heute nicht einen Mann weniger bei uns auf dem Platz gesehen. Jetzt sind wir in der Regionalliga angekommen!“

Ein Riesenlob spendete Hodul seinem Ersatz-Keeper Sven Roggentin, der sensationelle Aktionen zeigte („Er hat bestätigt, dass wir zwei sehr gute Torleute haben.“) und natürlich dem Doppel-Torschützen Shergo Biran. „Shergo hat überragend mit Aymen (Ben-Hatira/d. Red.) gearbeitet, so wie überhaupt bei uns einer für den anderen gekämpft hat“, erzählte er. „Er hat mir unter der Woche in einem Gespräch gesagt, dass er Vertrauen brauche – und das gebe ich ihm.“

Biran, der in nur zwei Saison-Einsätzen bereits viermal traf, so letztlich seiner Elf gegen Wolfsburg II (3:2) und nun in Braunschweig zu sechs Punkten verhalf und in der Torschützenliste auf Platz 2 hinter dem Ahlener Lars Toborg (5) liegt, schilderte seine Treffer später so: „Beim ersten habe ich nach einem Eckball von rechts eingeköpft. Das ist mir schon oft gelungen, ich spekuliere dann meist. Beim zweiten Tor hat Manuel Stiefel von rechts weit nach links vors Tor geflankt. Braunschweigs Torwart kam raus, aber nicht an den Ball – da habe ich ihn reingemacht.“

Trotz seiner bislang beachtlichen Bilanz bleibt der Stürmer, der im Januar dieses Jahres nach Babelsberg kam und dessen Weiterverpflichtung im Sommer lange offen war, auf dem Boden. „Ein Riesenkompliment an die ganze Mannschaft. Wer von uns trifft, ist letztlich egal – Hauptsache, die Mannschaft gewinnt“, sagte er. „Aber als Stürmer werde ich natürlich an Toren gemessen.“

Nach dem Abpfiff wurde Biran von seiner Freundin Kristin – die täglich von Berlin zur Arbeit bei VW nach Wolfsburg pendelt – und deren Mutter Christiane gedrückt und geknuddelt, dass es eine Freu- de war. „Meine beiden Tore widme ich meiner Schwiegermutter“, erklärte der Deutsch-Albaner später spitzbübisch lächelnd. „Wenn sie das liest, freut sie sich.“

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