Von Thomas Gantz: Torjäger warnt vor Marvin Nartey

Über Nebenschauplätze mochte Enrico Bolduan anfangs gar nicht reden. Es ging um seine elf zuletzt geworfenen Tore, mit denen er entscheidenden Anteil daran hatte, dass die Zweitliga-Handballer des 1.VfL Potsdam vor fünf Tagen ihr Auswärtsspiel bei der HSG Varel mit 28:23 gewannen. Bolduan ist aktuell mit insgesamt 44 Toren der erfolgreichste Werfer der Potsdamer; damit steht der 28-Jährige Publikumsliebling auf Platz zehn in der Torschützenliste der 2. Bundesliga Nord. Vor dem anstehenden Heimspiel am kommenden Samstag gegen Eintracht Hildesheim (19.30 Uhr, Sporthalle Heinrich-Mann-Allee) kümmern ihn derlei Auflistungen allerdings wenig. „Das ist wirklich nebensächlich. Wir sind nun mal sehr flexibel und können von verschiedenen Positionen aus die erforderlichen Tore werfen. Was zählt, ist der Erfolg der Mannschaft“, so Bolduan, der optimistisch auf die anstehende Aufgabe gegen den namhaften Verein aus Niedersachsen blickt. „Man sollte davon ausgehen, dass wir das irgendwie hinkriegen werden“, sagt er.

Ist vom kommenden Gegner die Rede, kommt man fast zwangsläufig auf die im Leistungssport in Krisensituationen üblichen Begrifflichkeiten wie anhaltendes Verletzungspech, Unruhe im Umfeld sowie die Notwendigkeit, nun bald mal einen Befreiungsschlag landen zu müssen. Eintracht Hildesheim überraschte bisher in negativer Hinsicht, hat sich als Tabellen-Fünfzehnter erst vier Punkte erspielt. Alle Auswärtsspiele gingen deutlich verloren – auch in Bernburg und Varel, wo der VfL jeweils klar gewinnen konnte. Dies sagt viel über die Kräfteverteilung vor dem ersten Gastspiel der Hildesheimer in Potsdam überhaupt. „Es ist schon erstaunlich, wie sich der VfL bislang durch die Saison bewegt hat“, sagt Eintracht-Pressesprecher Matthias Behnke nur und hofft dennoch auf den Überraschungseffekt. Behnke: „Wir brauchen dringend ein Signal für unser Publikum. Hildesheim ist eine Handballstadt. Unsere Halle ist neu, wir haben im Schnitt 1500 Zuschauer.“

Hildesheim und den VfL Potsdam verbindet übrigens das gleiche Grundmodell der Talentförderung. Vor einem Jahr nahm das an Eintracht angeschlossene Nachwuchsförderzentrum seine Tätigkeit auf. Derzeit lernen und trainieren insgesamt 47 Handballerinnen und Handballer dort. Sie haben die Möglichkeit, im Hildesheimer Stadtteil Elze ein Gymnasium zu besuchen und sportlich den Anschluss an die höheren Leistungsbereiche herzustellen.

Auf die Frage, wen es übermorgen besonders im Auge zu behalten gilt, hat Enrico Bolduan sofort einen Namen parat: Marvin Nartey. Der 25-Jährige warf vor knapp drei Jahren gegen den VfL einmal unmittelbar vor dem Spielende ein Tor für Empor Rostock zum Ausgleich. „Fast von der Mittellinie, ganz bitter für uns“, erinnert sich der Potsdamer.

Thomas Gantz