Sport: Totaler Turbine-Triumph
Potsdams Kickerinnen gewannen ihren sechsten DFB-Hallenpokal. Sarholz wurde als beste Torfrau, Göransson als beste Spielerin und Anonma als beste Torschützin geehrt
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Auch ohne die grippekranke Yuki Ogimi hat Turbine Potsdam den DFB-Hallencup zurückerobert. Das Team von Trainer Bernd Schröder gewann die Trophäe zum sechsten Mal, holte auch die drei Einzelauszeichnungen. Anna Felicitas Sarholz wurde beste Torhüterin, Genoveva Anonma Torschützenkönigin und Antonia Göransson beste Spielerin. Alles beurkundet und mit einer Uhr als Geschenk des DFB bedacht: Der Turbine-Triumph in der Magdeburger Getec-Arena, die mit 4435 Zuschauern wie in den Vorjahren fast ausverkauft war.
Am Ende waren alle glücklich, sofern sie auf der Erfolgsseite waren. Sieger- coach Bernd Schröder herzte sogar die DFB-Trainerin Silvia Neid. „Ich habe sehr, sehr gute Spiele gesehen“, strahlte Neid später. „Es gab aber auch Kombinationsunsicherheiten und einigen Teams fehlte die Kaltschnäuzigkeit vorm Tor.“ DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg sprach von einer „positiven, ja sensationellen Stimmung in der Halle. Es wurde viel angefeuert, der Verlauf war rasant. Ich kann mir auch die 20. Auflage im kommenden Winter in Magdeburg vorstellen, nachdem dieses Turnier analysiert ist.“
Magdeburg hat damit beste Aussichten, auch weiterhin das Hallenspektakel der Fußballfrauen erleben zu dürfen. Zur Freude Schröders, der die ehemalige Bördelandhalle schon zu seinem „Wohnzimmer“ erkoren hat. „Die Leute wollen uns hier siegen sehen“ erklärte er und betonte die mannschaftliche Geschlossenheit. Kurz vor der Siegerehrung ergriff der 70 Jahre alte Erfolgscoach das Hallenmikrofon, um den Potsdamer Fans zu danken. Die waren wie in den Vorjahren die größte und lauteste Gruppe. „Ihr seid die besten Fans in Deutschland, Europa und der Welt“, rief Schröder in den blauweißen Jubelblock.
Überglücklich war Antonia Göransson. „Dieses Turnier hat Spaß gemacht. Wir haben als Mannschaft gezeigt, was wir können und auch das nötige Glück gehabt", sagte die 22 Jahre alte Schwedin, die nur einmal trainieren konnte, weil sie zuvor mit ihrem Nationalteam im Lehrgang mit Leistungstest war, aber in Magdeburg dennoch mit viel Tempo, Kondition, Übersicht und technischer Raffinesse beeindruckte. „Der Hallencup gibt uns Selbstvertrauen bei Turbine Potsdam und mir persönlich auch mit der Nationalmannschaft. Schweden wird Europameister.“
Auch Bernd Schröder sah den Erfolg in der Getec-Arena als beflügelnd an. „Man sollte den Hallencup jetzt nicht überbewerten. Aber ohne Zweifel ist unser Abschneiden ein toller Start in dieses Jahr und in die Restsaison. Das wird sich auf die Bundesliga auswirken. Ich bin überzeugt, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen geben wird.“ Die Titelverteidigung sei trotz des Wolfsburger Vorsprungs längst noch nicht abgeschrieben.
Steffi Draws eröffnete Turbines Torreigen im ersten Spiel beim 8:0 gegen VFL Sindelfingen bereits in der zweiten Minute. Keine 60 Sekunden später hieß es dank Tabea Kemme und Antonia Göransson bereits 3:0 und Turbine ließ nicht locker. Dem 8:0 folgte ein 7:0 über FCR Duisburg und 4:0 gegen SGS Essen. Wie entfesselt eilte Turbine durch die Vorrunde. Eine Art Aufwärmen für die K.o.-Phase.
Das Viertelfinale bezeichnete Schröder später als bestes Spiel im Turnier. Es war das 3:2 gegen Titelverteidiger 1. FFC Frankfurt. Ausgerechnet Babett Peter hatte den Gegner in Führung gebracht. Aber Göransson (2) und Anonma drehten auf 3:1. Der Anschluss brachte nichts mehr. Dem nicht minder starken 3:0 über Bayer Leverkusen folgte der finale 2:1-Erfolg über den VFL Wolfsburg. „Eine offene Partie“, befand Schröder. Ada Hegerberg traf schon nach 22 Sekunden. Verena Faißt glich aus, Tabea Kemme schoss Turbine erneut in Front. 30 Sekunden vor Schluss standen die Turbine-Fans auf und brachten die Halle zum Toben. Blauweiße Glückseligkeit an der Elbe.
Turbine Potsdam: Sarholz, Naeher, Draws (5), Hanebeck (3), Mjelde (1), Hegerberg (5), Kemme (2), Göransson (6), Anonma (6), Bremer, Cramer, Singer.
Rainer Hennies
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