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Landeshauptstadt: Toter Mann schwimmt oben

Auf- und Abtauchen beim ersten Tag der neuen Pinguin-Schwimmschule im Bornstedter Feld

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Die Schwimmstunde endet mit einer Schrecksekunde. Freier Funk, eine junge Mutter, klopft aufgeschreckt an die Scheibe, die das Office vom Wasserbecken trennt: „Entschuldigung, mein Sohn geht gerade unter!“ Blitzschnell aber ist der Schwimmlehrer bei dem dreijährigen Steven. „Ja, das macht er gern, einfach ’mal von der Seite ins Wasser springen“, sagt die Mutter, als ihr Sprössling wieder bei ihr ist. „Nee“, antwortet der Junge auf die Frage, ob er schon schwimmen kann.

Aber das soll er lernen, in der Pinguin- Schwimmschule im Wohngebiet Bornstedter Feld. Gestern war erster Badetag in dem gerade fertiggestellten Neubau an der Erich-Mendelsohn-Allee. Die Kinder der Kita „Entdeckerland“ – nomen est omen – waren am Vormittag die ersten, die das fünf mal acht Meter große und 1,35 Meter tiefe Becken eroberten.

Mit ihrer Sorge um ihren Sohn erklärt Freier Funk, warum Eltern ihre Kinder frühzeitig ins Wasser locken: „Man hört so oft, dass Kinder im Urlaub ertrinken“. „Sie ertrinken in einer Pfütze, weil sie durch das plötzliche Wasser im Gesicht einen Schock bekommen“, erklärt Inhaberin Antje Bodenhausen, gelernte Aqua- Pädagogin. Ertrinken sei die zweithäufigste Todesursache bei Kindern unter15 Jahren. Deshalb gehört das Gewöhnen an das Wasser, das Kennenlernen der Wasseroberfläche und die Schwimmfigur Toter Mann zu den ersten Übungen eines Kurses. Wie die Pinguin-Gründerin informiert, sind auch Kurse für Erwachsene geplant, die das Schwimmen noch nie ge- oder bereits verlernt haben.

Am Nachmittag haben Carolin, Adrian, Sander, Annika und Anja ihre erste Begegnung mit dem 32 Grad warmen leicht gechlorten Wasser. Ihre Reaktionen reichen von Begeisterung über das im Wasser schwimmende Spielzeug bis zu Skepsis gegenüber dem, was jetzt wohl kommen mag. Schwimmlehrerin ist nun die Sportstudentin Ariane Woitalla, die zur Einstimmung mit den Eltern singt: „Wir singen für Carolin, wir planschen für Adrian “

Dann wird es ernst, die Eltern greifen ihre Liebsten unter die Arme und drehen sich im Wasser. Die Mädchen stehen der neuen Erfahrung weitaus aufgeschlossener gegenüber als die Jungs, die quengeln. Als dann jedoch Wasser mit einer Kanne auf die Köpfchen gegossen wird, erweist sich ein kleiner Lockenkopf als der Wasserhärteste: Er zuckt dabei nicht mal mit den Augenbrauen.

Dann wird es noch ernster: Es geht ans Tauchen. „Und eins, und zwei und drei“ zählt die Kursleiterin und dann geht es samt Mammi abwärts. Das Wasser schlägt über dem Köpfchen zusammen, zwei lange Sekunden vergehen, ehe der Junge wieder über der Oberfläche ist, tief nach Luft schnappt und ein Gesicht zieht wie nach sieben Tagen Regenwetter. Doch dank Überraschungseffekt weint er nicht, ist froh, es überstanden zu haben.

Die anderen Kinder wissen nun aber, was ihnen blüht, in der kleinen Halle erschallt das Geschrei. Durch gutes Zureden und viel Lob schafft es Ariane Woitalla, dass nach einiger Zeit alle Kinder immerhin einmal unter der Wasseroberfläche waren. Wenn dies das nächste Mal geschieht, wird es nicht das erste Mal gewesen sein, eine wichtige Erfahrung also.

Beim Toter-Mann-Spielen ist wieder der kleine Lockenkopf der coolste. Zwei andere Jungs dagegen setzen sich an den Beckenrand und spielen lieber mit den kleinen Gummiinseln. Beide schütteln mit dem Kopf, als sie wieder ins Wasser sollen. Bei der Känguru-Übung – Mamma oder Papa hüpfen mit ihrem Kind im Arm durchs Wasser – wollen sie aber wieder dabei sein. Zum Abschied wird gesungen: „Auf Wiedersehen, beim nächsten Mal wirds wieder schön.“

Informationen zur Schwimmschule über Tel.: (0331) 58 18 220 oder im Internet: www.pinguin-schwimmschule.de

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