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Landeshauptstadt: „Toter Raum“ Lustgarten

Debatte über Flotten-Anbau am Hotel Mercure

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Innenstadt - Im Herbst 2011, nach Ende der Sommersaison, will Jan Lehmann mit dem Bauen beginnen. So lautet jedenfalls „die Vision“, die der Chef der Weissen Flotte Potsdam für einen Anbau am Hotel Mercure zur Erweiterung seiner Firma hat. Doch so einfach ist es nicht. Denn, so drückte es Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne) am Dienstagabend in der Veranstaltung „Potsdamer Mitte im Dialog“ im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte aus, Lehmann habe sich für seinen Anbau „den schwierigsten Bauplatz der Stadt ausgesucht“.

Der 40-jährige Lehmann, der die Weisse Flotte zusammen mit einem Geschäftspartner nach einem Beinahe-Schiffbruch in städtischer Hand privat-wirtschaftlich ab 2000 wieder flott gemacht hat, kämpft seit fünf Jahren für sein Projekt. Ausführlich schilderte er die Erfolge. 1999, in städtischem Eigentum, hatte Potsdams 1949 gegründete Ausflugsflotte noch 69 Mitarbeiter, darunter elf Festangestellte. Heute sind es 125 Mitarbeiter, darunter 65 feste Angestellte. Lehmann: „Wir haben 54 unbefristete Arbeitsplätze seit 2000 geschaffen.“ Nachdem der einstige Kapitän der Weissen Flotte arbeitslos geworden war, gründete er mit einem Partner die Haveldampfschifffahrt. Diese erhielt 2000 den Zuschlag, nachdem die Weisse Flotte zum Verkauf ausgeschrieben worden war. Beförderte die Weisse Flotte 1999 noch 175 000 Gäste, waren es 2009 bereits 255 000. Allerdings erwirtschafte sein Unternehmen heute 50 Prozent seines Umsatzes über die Gastronomie; 1999 seien es nur 39 Prozent gewesen. Dies sei auch der Grund, so Lehmann, warum das Palmenzelt gegen einen festen Bau, durch die „Orangerie am Lustgarten“, ersetzt werden soll. Die 65 Plätze im Restaurant seien nicht ausreichend, 200 Plätze seien das Ziel.

Nach einem Beschluss der Stadtverordneten darf Lehmann nun einen „temporären“ Anbau an das Hotel Mercure errichten. Nach einem etwaigen Abriss des Hotelhochhauses werde jedoch die gesamte städtebauliche Situation am Lustgarten neu überplant. Denn, wie der Potsdamer Architekturprofessor Ludger Brands sagte, „eine Sichtbeziehung zwischen Schloss und Lustgarten muss möglich sein“. Nach einem Abriss des Mercure-Hotels schlägt Brands für die Weisse Flotte einen eingeschossigen, flachen Bau vor, der nicht höher ist als das Straßenniveau und folglich vom Landtagsschloss aus nicht zu sehen ist.

Aber auch „das temporäre Gebäude muss Qualität haben“, forderte Oliver Graumann, Fachbereichsleiter Stadterneuerung, und mahnte dafür einen Architekturwettbewerb an. Dazu der Baubeigeordnete Klipp an die Adresse von Lehmann: „Ich halte große Stücke auf Ihren Haus- und Hof-Architekten. Es sollten aber zwei bis drei weitere Vorschläge kommen.“ Das allerdings zu bewerkstelligen müsse nicht weitere fünf Jahre in Anspruch nehmen. Lehmann, der immer wieder sein Verständnis für die Sensibilität des Lustgarten-Areals betonte, kam indes dem Ende seines Geduldsfadens bedrohlich nahe: „Wir haben hier einen toten Raum und der heißt Lustgarten.“ Sein Unternehmen trage sehr zur Belebung des Areals bei. Kein Verständnis habe er für Äußerungen, die Weisse Flotte sei selber schuld, wenn sie so erfolgreich sei. Lehmann: „Arbeitsplätze, das ist unser Sinn. Und nicht der Lustgarten.“ gb

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