Augenfälliger kann der Alte Markt als Totraum nicht verdeutlicht werden: Die Debatte über den Masterplan Potsdamer Mitte am Donnerstagabend musste unbedingt um 20 Uhr enden – weil das Alte Rathaus um diese Zeit zugeschlossen wird. Im „Kreml“ auf dem Brauhausberg brennt nach acht für gewöhnlich auch kein Licht mehr – dies ist noch ein Hinweis auf die wenig wahrscheinliche Lebendigkeit des Alten Markts nach der Fertigstellung des neuen Landtags. Alle Nutzungen, die dem Alten Markt Publikumsverkehr verschafft hätten, – und sei es tagsüber –, haben die Stadtverantwortlichen nach 1990 an Standorte vergeben, die so weit wie es irgend geht von der Mitte entfernt sind: Die Universität nach Golm, ans Neue Palais, nach Babelsberg, an den S-Bahnhof Griebnitzsee, die Fachhochschule ins Bornstedter Feld, das Theater an die Schiffbauergasse, ebenso das sozio-kulturelle Zentrum, das Großkino – ausgerechnet – in den Bahnhof. Das Spaßbad rückte erst nach dem Scheitern in Drewitz an den Brauhausberg. Aber ob es kommt? Für Leben auf dem Alten Markt bleiben zwei Asse im Ärmel – die Fußgänger, die vom Bahnhof kommend in die Innenstadt wollen, und die Bibliotheksnutzer, die mit einem Buch unterm Arm den entgegengesetzten Weg gehen – hoffentlich.
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