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Landeshauptstadt: Tour de Klamotte

Wohnungspolitische Radtour durch Stern-Drewitz / Suche nach Konzept

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Wohnungspolitische Radtour durch Stern-Drewitz / Suche nach Konzept Am Stern/Drewitz - Der Junge mit dem blonden Haar nickt zaghaft, sein dunkelhaariger Kumpel schüttelt den Kopf. Die beiden Halbwüchsigen auf Fahrrädern, die am Stern-Center gefragt werden „Seid Ihr von hier?“ fühlen sich wohl nicht sicher oder sie wollen nicht „von hier“ sein. „Wie komme ich mit dem Fahrrad nach Potsdam?“ Das wissen die beiden genau: „Immer den Holperweg lang bis zum Baumarkt.“ Von dort geht es zwischen Heiztrasse und Nuthestraße weiter bis zur „rettenden“ Stelle vor der Wetzlarer Bahn, über die Brücke. Hier die Entscheidung: rechts oder links. Wer rechts den Sandweg entlang fährt, landet an der baufälligen Nuthebrücke und muss umkehren. Nach links geht es zum Schlaatz und von dort irgendwie in die Potsdamer Innenstadt. Diese lange Tour mussten die Radler der Stadtverwaltung und Potsdamer Wohnungsunternehmen gestern nicht unternehmen. Sie trafen sich bei der Gewoba-Geschäftsstelle in der Konrad-Wolf-Allee, fuhren von der Kreuzung Kirchsteigfeld über das so genannte Gewerbegebiet über den Stern bis zur Geschäftsstelle der Wohnungsgenossenschaft Karl Marx in der Jagdhausstraße. Was die beiden Jungen durch Nicken und Kopfschütteln zum Ausdruck brachten, charakterisiert Markus Löffler auf dem Gelände der ehemaligen Brotfabrik mit den Worten: Trennung und Vereinzelung. Das heißt, in diesem Stadtgebiet stoßen vier Welten zusammen: Stern, Kirchsteigfeld, Drewitz alt und neu. Wer sich zwischen den Welten befindet, fühlt sich „nicht von hier“. Löffler, Professor an der Fachhochschule Potsdam, hat mit Studierenden die Situation analysiert. „Wir brauchen einen Plan zur Neugestaltung mit öffentlich zugänglichen Verbindungen der vier Welten.“ Und: „Die Stadt ist in erster Linie für die Menschen da, nicht für die Autos.“ Bewegt Oberbürgermeister Jann Jakobs, der mit dem Rad mitfuhr, die Leere zwischen den vier Welten, die fehlende Entwicklung? „Die Grundstücke gehören uns nicht“, sagt er. Wäre nicht eine Wohnbebauung sinnvoller als ein Spaßbad? Antwort von Jakobs: „Wir haben einen Vorhaben- und Erschließungsplan; wenn nötig müssen wir umdenken, aber soweit sind wir noch nicht.“ Den Sinn der Tour erläutert Carsten Hagenau, Koordinator des Arbeiskreises „Stadtspuren“: „Es gibt ein Stadtentwicklungskonzept, aber es geht nicht so richtig weiter.“ Niemand könne sich vorstellen, wie und warum die „vier Welten“ miteinander verbunden werden sollen, daher sei es lehrreich, einmal mit dem Rad die Gegend abzufahren. Es fehlen potente Investoren. So wollte Rewe auf der Kirchsteigfeldseite einen Supermarkt bauen. Aber für eine gleichzeitige Stadtentwicklung fehlten dem Discounter die Mittel. So bleibt“s vorerst bei „Trennung und Vereinzelung.“ Günter Schenke

Günter Schenke

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