Landeshauptstadt: Touristinfo im Hauptbahnhof
Tourismusgeschäft sichert den Lebensunterhalt von 19 500 Potsdamern
Stand:
Eine Touristeninformation will die Stadt Potsdam noch in diesem Jahr in der Bahnhofsspange eröffnen. Als Partner einbezogen werden sollen wichtige touristische Anbieter wie die Schlösserstiftung oder das Krongut Bornstedt. Dies teilte Oberbürgermeister Jann Jakobs mit. Dazu ist die Erhöhung der Haushaltsmittel für diesen wichtigen Wirtschaftsbereich von derzeit rund 350 000 auf 550 000 Euro vorgesehen. Die neue Anlaufstelle soll die bisher weitgehend privaten Initiativen überlassene Information und Betreuung der auf dem Hauptbahnhof ankommenden Tagesgäste verbessern. Außerdem findet im Mai erstmals ein Potsdamer Tourismustag statt, auf dem die Leistungsträger und Anbieter über ein Konzept für diesen Bereich beraten und ihre Kräfte bündeln wollen. Es werde sich um eine Fachtagung und keine öffentlich zugängliche Messe handeln, so Jakobs.
Damit zieht die Stadtverwaltung auch die Konsequenzen aus den Ergebnissen einer Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus in der Landeshauptstadt Potsdam“, die beim Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr an der Universität München (dwif) in Auftrag gegeben worden war. „Tourismus in Potsdam, das ist eine Erfolgsgeschichte“, erklärte Jakobs. Der Leiter der Wirtschaftsförderung, Stefan Frerichs, verwies auf die hohen Effekte, die sich daraus für das Einkommen und die Beschäftigung der Stadtbewohner ergeben. Von jährlich 576 Millionen Euro Nettoumsatz (2006) – mit Mehrwertsteuer brutto 649 Millionen Euro – kommen den Potsdamern rund 192,5 Millionen Euro als Löhne, Gehälter und Gewinne zugute. 115,5 Millionen Euro fließen an Dienstleister, so wie Waren- und Energielieferer. Legt man das Durchschnittseinkommen zugrunde, bestreiten rein rechnerisch bereits 19 500 Potsdamer ihren Lebensunterhalt aus dem Tourismus. Zum städtischen Steueraufkommen leistet er einen Beitrag von 14,4 Millionen Euro (2006). Dies sei keine allzu hohe Summe und zeige, dass der Löwenanteil aus dem Tourismusgeschäft der privaten Wirtschaft zugute komme, kommentierte der Oberbürgermeister. Die stehe damit in der Pflicht, einen angemessenen finanziellen Beitrag für die weitere Entwicklung der touristischen Infrastruktur Potsdams zu leisten.
Die Ergebnisse der Studie hätten auch überraschende Erkenntnisse gebracht, so Jakobs. So komme den lange Zeit unterschätzten Tagesgästen ein besonderer Stellenwert zu, denn sie bringen mit rund 536 Millionen Euro mehr als 80 Prozent des Bruttogesamtumsatzes. Davon profitiere besonders der Einzelhandel. Jeder Besucher gebe hier fast 30 Euro aus. Daneben bemüht sich die Stadt weiterhin um eine Steigerung der Zahl der Übernachtungsgäste, von denen jeder inklusive der Hotelkosten 131 Euro in die Kassen spült. Die Verweildauer beträgt 2,3 Tage. Als ehrgeiziges Ziel bei den Übernachtungen nannte Jakobs die Millionengrenze, die 2010 überschritten werden soll. Im Vorjahr waren es 855 000. Der Oberbürgermeister sieht den touristischen Aufschwung durch die jetzt begonnenen und über Jahre anhaltenden Straßen- und Bauarbeiten in der historischen Mitte nicht gefährdet. Die Besucher würden sich auf die veränderten Verkehrsführungen einstellen, meinte er auf PNN-Nachfrage. Dazu werde die Stadt durch ein sinnvolles Leitsystem und umfassende Informationen beitragen, wie sie bereits an Reise- und Busunternehmen übermittelt worden seien.
Erhart Hohenstein
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: