Landeshauptstadt: Trainieren beim Europapokal-Sieger
Beim ersten Turbine Girls Camp üben diese Woche 34 kleine Kickerinnen
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Beim ersten Turbine Girls Camp üben diese Woche 34 kleine Kickerinnen Von Ulrike Strube Ani spielt den Ball zu Lena. Die schießt. „Tor!“ Dann nimmt Laura das runde Leder, rutscht aus, fällt. Tapfer steht sie auf und reiht sich wieder hinter die anderen Kickerinnen ein. An diesem herbstlichen Sommermorgen üben Ani, Lena, Laura und die anderen 31 Teilnehmerinnen des ersten Turbine Girls Camps Doppelpässe. Seit Montag nehmen Potsdamerinnen zwischen acht und 14 Jahren an dem Projekt des 1. FFC Turbine Potsdam und der Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz teil. Täglich drei Stunden trainieren die Girls zusammen mit Kickerinnen des Potsdamer Frauenfußballclubs. Auf dem Plan stehen Einheiten zum Tor, Abwehr, Angriff und heute Mittelfeld. Navina Omilade von den Turbinekickerinnen lässt das weiße Leder zwischen ihren Füßen hin und her tanzen, dann trippelt sie und schießt den Ball grazil ins Tor. Ani mit der Nummer 35 schaut begeistert zu. Sie tritt ungeduldig von einem aufs andere Bein. Dann dürfen sie und die anderen acht- und neunjährigen Spielerin aus ihrer Gruppe das Gezeigte ausprobieren. Die Torfrau wartet geduldig auf die sanft einrollenden und hopsenden Bälle, die sie lässig fängt. Nur selten schafft es ein Fußball bis ins Netz. Omilade, Europameisterin und Olympia-Dritte, genießt das Training. „Ich bin ganz traurig, dass ich heute nicht zum Morgentraining gehen konnte“, sagt sie und lacht. Seit drei Wochen sind die Kickerin und ihre Elf in Vorbereitung auf den Saisonbeginn Mitte August. Zweimal täglich wird trainiert, und dass sie heute Vormittag etwas „Spaß am Spiel vermitteln“ darf, sei eine spannende Erfahrung. Am Spielfeldrand steht Trainerin Sabine Seidel. Sie beobachtet interessiert die Bewegungsabläufe der kleinen Spielerinnen und ihren Umgang mit dem Leder. Manchmal sind die Kleinen etwas zickig, aber meistens mit Begeisterung dabei, erzählt sie. Das eine oder andere Mädchen habe durchaus Potential. Doch noch probieren sie sich aus. „Heute sind sie für Fußball und morgen fürs Schwimmen zu begeistern.“ Aber die Hoffnung, dass eine von ihnen bleibt, habe sie. Vom bunten Treiben begeistert ist auch Christiane Irina Fetscher. Die Geschäftsführerin der Flick-Stiftung ist erleichtert, dass alles gut läuft. Das gemeinsame Fußballspiel und die Begeisterung der Mädchen für Turbine Potsdam schaffe eine gute Basis fürs Zusammensein. Gerade vor dem Hintergrund, dass die Mädchen aus ganz unterschiedlichen familiären, sozialen und nationalen Hintergründen kommen. Zwar finden nicht alle die Ausflüge zu den Jugendclubs und Freizeitangeboten in der Stadt toll, resümiert Fetscher, aber das sei normal. Dennoch stimme die Gruppendynamik. Auch gab es bis auf eine Blase keine Verletzungen. Allerdings überkomme manch eines der Kids abends das Heimweh. Die neunjährige Ani trainiert mit Ausdauer. Sie übt das Kicken mit dem linken Fuß. Dass sie hier mitmachen kann, sei toll. Vor allem weil das Camp kostenlos ist. Besonders Kopfbälle haben es der Chinesin angetan. „Nun weiß ich, wie ich abspringen muss.“ Um Sicherheit zubekommen, müsse sie noch viel trainieren. Und das würde sie gern bei Turbine Potsdam.
Ulrike Strube
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