
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Training gegen die Gefahren der Straße
Über 8000 Verkehrsunfälle im letzten Jahr / Erstmals Tag der offenen Tür der Verkehrswacht
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Pirschheide - Der zehnjährige Markus reibt sich den schmerzenden Kopf, als er mit Mühe aus dem umgekippten VW Golf kriecht. Ein Unfall? Nein, der Junge hatte sich getraut, mit seiner Mutter in einen „Überschlagsimulator“ zu steigen. Darin lässt sich erfahren und zeigen, wie sich ein Autoinsasse nach einem durch Unfall bedingten Umkippen verhalten muss, um aus dem Fahrzeug herauszukommen. Die Verkehrswacht Potsdam hatte am Samstagnachmittag zum Tag der offenen Tür auf dem Übungsplatz am Bahnhof Pirschheide eingeladen. Zu den Highlights zählte der Überschlagsimulator, eine nagelneue Erwerbung der Polizei-Fachhochschule.
„Die Verkehrserziehung wäre ohne die Verkehrswacht nicht denkbar“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). „Ob Kind oder Senior/in – fit und mobil im Straßenverkehr“, heißt dazu passend das neue Projekt der Verkehrswacht. „Es geht nicht nur um die Verkehrssicherheit von Kindern, sondern auch um Jugendliche und Senioren“, erläutert die ehrenamtliche Vorsitzende Marina Kluge. Auf dem Verkehrsübungsplatz an der Pirschheide sei festzustellen, dass sich die Altersgrenze der Verkehrsteilnehmer nach oben verschiebe.
Sieben Kinder und Jugendliche der Jugendfeuerwehr Eiche demonstrieren einen „Löschangriff nass“. In Sekunden sprinten sie wie Profis mit den Schläuchen im Griff zum 60 Meter entfernten Brandherd. Eine rote Lampe signalisiert nach der Wasserstrahl-Attacke: Angriff erfolgreich. Alexander Engel von der Freiwilligen Feuerwehr Eiche sagt, dass Kinder ab einem Alter von zehn Jahren in die Jugendfeuerwehr aufgenommen werden können. Nachwuchsprobleme sehe er nicht. „Es kommen immer welche nach und die dabei sind, halten zur Stange“.
An einem weiteren Stand im Freien ist Polizei-Hauptmeisterin Ilona Bergmann mit ihren Kolleginnen mit dem Codieren von Fahrrädern beschäftigt. Vor dem Stand bildet sich eine Warteschlange. Die Methode habe sich bewährt, um gestohlene Räder aufzuspüren und Diebe zu überführen. „Wir hatten am Wochenende jemanden aufgegriffen, der mehrere Räder geladen hatte, eines davon war codiert“, sagt Bergmann. Der Code umfasse den Buchstaben P für Potsdam, Straße und Hausnummer sowie den Anfangsbuchstaben des Namens.
Vor der „offenen Tür“ am Nachmittag fand am Vormittag die Jahreshauptversammlung zum 20-jährigen Jubiläum der Verkehrswacht statt, die sich am 27. April 1991 in Potsdam gegründet hatte. Der Verein zählt derzeit 85 Mitglieder. Der Vorstand konnte für das Verkehrsgeschehen im Schutzbereich Potsdam kein rosiges Bild zeichnen: 2010 gab es 8105 Verkehrsunfälle, die höchste Zahl seit 2003. 874 Menschen wurden verletzt, sieben getötet. Der Bericht listet unter anderem folgende Unfallhäufungsstellen in der Landeshauptstadt auf: Großbeerenstraße /Wetzlarer Straße/August-Bebel-Straße, ferner der Knotenpunkt Reiterweg/Voltaireweg/Jägerallee sowie der Bereich Babelsberger Straße/Lange Brücke. Die Verkehrswacht versucht, mit Projekten und Trainings gegenzusteuern. 2010 organisierte sie 140 Sicherheitstrainings mit 1324 Teilnehmern. Eine große Nachfrage gebe es zum Üben mit dem eigenen Pkw auf dem vereinseigenen Platz.
Jakobs hob hervor, dass die Stadt der Verkehrswacht das Gelände am Bahnhof Pirschheide kostenlos zur Verfügung stelle. „Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern, trotz großer Begehrlichkeiten für Gewerbeansiedlungen und Wohnungsbau“, so das Stadtoberhaupt.
Günter Schenke
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