
© Andreas Klaer
Von Michael Meyer: Training nach altem Erfolgsrezept
Der Deutsche Frauenfußball-Meister Turbine Potsdam startete in seine Saison-Vorbereitung
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Bei seinen ersten Worten wurden gestern einige Gesichter zunächst etwas länger. „Wir beginnen heute mit Seilübungen und einem 1000-Meter-Lauf. Auf dessen Zeit einer jeden einzelnen legen wir zehn Prozent Zeit, in der dann noch dreimal 1000 Meter gelaufen werden“, erklärte Turbine Potsdams Chefcoach Bernd Schröder seinen Fußballerinnen zum Trainingsauftakt des aktuellen Deutschen Meisters im heimischen Stadion Luftschiffhafen. „Morgen folgen dann zehnmal 500 Meter.“
Also wurden unter Anleitung von Physiotherapeut Silvio Krause ausgiebig die Seile geschwungen, und Schröder erkannte mit seinen wachsamen Augen sofort: „Da sieht man gleich, was in anderen Vereinen nicht so auf dem Programm steht.“ Turbines neue Spielerinnen – Corina Schröder (vom FCR Duisburg), Nadine Keßler, Josephine Henning (1. FC Saarbrücken), Lena Hohlfeld (SG Wattenscheid 09) und Kristin Demann (TSV Havelse) – hatten zum Teil ganz schön zu tun, die Übung ebenso flüssig zu absolvieren wie die anderen Spielerinnen. „Das wird wohl das Härteste, was ich bisher – abgesehen von der Bundeswehr – mitgemacht habe“, ahnte da bereits Sportsoldatin Nadine Keßler. Heimkehrerin Lena Hohlfeld präsentierte sich später bei den Läufen unter Regie von Sascha Rosenkranz ebenso wie Viola Odebrecht schon in recht ordentlicher Form. Sie hatte bereits in den letzten Wochen trainiert, ehe sie am vergangenen Wochenende ihre Wohnung in der Potsdamer Zeppelinstraße bezog. „Ich lebe noch aus den Umzugskartons“, erzählte die Torhüterin.
Schröder fiel der Überblick über seine Schützlinge gestern besonders leicht, denn zum Trainingsauftakt standen ihm nur elf Kickerinnen zur Verfügung; Anna Felicitas Saarholz durfte wegen einer gestern erfolgten Hyposensibilisierung nur zuschauen. Mit Jennifer Zietz, Anja Mittag, Babett Peter, Bianca Schmidt und der ebenfalls von Duisburg zu Turbine gewechselten Fatmire Bajramaj bereiten sich derzeit fünf Potsdamerinnen mit der A-Nationalmannschaft auf die Europameisterschafts-Endrunde in Finnland vor; sie stehen im Aufgebot für das morgige Testspiel in Mannheim gegen Japan. Leni Larsen Kaurin weilt wegen der EM-Endrunde bei Norwegens Nationalteam. Und weitere fünf Spielerinnen werden erst in den nächsten Tagen von der U19-EM-Endrunde in Weißrussland zurück erwartet: Desiree Schumann, Laura Brosius, Marie-Louise Bagehorn, Tabea Kemme und Jessica Wich. „Wir werden unseren 23er Kader erst nach der EM in Finnland, also nach dem 10. September, komplett zur Saisonvorbereitung beisammen haben“, erläuterte Schröder gestern am Rande des Trainings. Die neue Meisterschaft beginnt für den Titelverteidiger am 20. September in Saarbrücken.
Auf dem Weg dorthin stehen in den nächsten Wochen täglich drei Trainingseinheiten von früh halb neun bis nach 17 Uhr auf dem Vorbereitungsprogramm. „Die nächste Saison wird ein hartes Brot. Ich habe meine alten Unterlagen von 2004 herausgeholt, als wir Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger wurden und erfolgreich im UEFA-Cup gespielt haben. Wenn du in diesem Jahr etwas erreichen willst, musst du topfit sein“, erklärte der Chefcoach. In der kommenden Saison will er mit seiner jungen Truppe „auf Platz eins bis drei landen, erneut ins DFB-Pokalfinale einziehen und in der Champions League möglichst bis ins Halbfinale kommen“, so der 67-Jährige. Als stärkste nationale Gegner erwartet er den FCR Duisburg und den FFC Frankfurt.
Durch sein neues Personal glaubt Schröder, taktisch variabler als bisher spielen zu können. Nachdem Turbine zuletzt stehts mit einer Dreier-Abwehr spielte, „ist künftig durch Henning, Schmidt, Zietz und Peter auch eine Vierer-Kette und damit ein 4-3-3 möglich“, erläuterte der Trainerfuchs. „Odebrecht könnte auf der Sechs spielen, und durch Bajramaj und Keßler haben wir jetzt ein ganz anderes kreatives Potenzial.“
Zunächst aber wird im Training geschwitzt. Bei Kraftübungen, Ballarbeit und Läufen.
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