Landeshauptstadt: Trainingslager für Denksportler
In Potsdam bereiten sich sechs junge Naturwissenschaftler auf die Europa-Olympiade vor
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Im Fachbereich Genetik der Universität Potsdam in Golm herrschen typische „Laborbedingungen“. Grelle Neonröhren beleuchten den Raum und spiegeln sich in kalten Glasflächen, auf denen dutzende Reagenzgläser, Messbecher und Petrischalen verteilt sind. Konzentriert zeichnet Jessica Fintzen kleine Kreuze auf das vor ihr liegende Millimeterpapier. „Ich erstelle ein Diagramm, um meine Messungen zur Kapazität und zum Widerstand dieses Kondensators grafisch darzustellen“, erläutert die 16-Jährige aus Schleswig-Holstein und zeigt auf einen Glaskasten, in dem zahlreiche farbige Kabel blitzen. Als „Physik-Expertin“ ist Jessica eine von sechs deutschen Nachwuchsforschern, die vom 2. bis zum 8. April an der „European Union Science Olympiad“ (EUSO) in Brüssel teilnehmen. Die internationale Olympiade der Naturwissenschaften findet bereits zum vierten Mal statt, in diesem Jahr werden zwölf EU-Nationen vertreten sein.
„Wichtig ist, Schüler bereits früh mit dem Wettbewerbsgedanken vertraut zu machen“, erklärt Dr. Eckhard Lucius vom Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften in Kiel (IPN), der die jungen Wissenschaftler während des dreitägigen Vorbereitungsseminars in Potsdam betreut. Da an den nationalen Olympiaden hauptsächlich Schüler der Jahrgangsstufen 12 und 13 teilnehmen, initiierte das IPN in Kooperation mit europäischen Kollegen die EUSO, welche sich an Schüler der Jahrgangsstufen Zehn und Elf richtet. Qualifiziert sind automatisch die sechs Besten der nationalen Olympiaden. Neu ist das Prinzip der Teamarbeit. Die Teilnehmer, die jeweils Experten eines Fachs sind, müssen in Dreierteams interdisziplinäre Aufgabenstellungen bewältigen. Um den Zusammenhalt zwischen den sich vorher unbekannten Schülern zu fördern, stehen neben farbigen Säuren, DNA-Strängen und Stromkreisläufen auch Freizeitaktivitäten wie Bowling oder ein italienisches Essen auf dem Programm.
Dass das Seminar in Potsdam stattfindet, ist in erster Linie auf Lucius’ positive Erfahrungen mit dem „engagierten Lehrpersonal in Brandenburg“ zurückzuführen. Zusätzlich kann der Kieler Wissenschaftler den Aufenthalt mit etwas Nützlichem verbinden: Er trifft die ersten Vorbereitungen für die nächste EUSO, die im Frühjahr 2007 in Potsdam stattfinden wird.
Bei den Teilnehmern kommt die Olympiade gut an. „Der Wettbewerb und das Training sind eine willkommene Abwechslung im grauen Schulalltag“, stellt „Biologin“ Christina Kuhlmey fest. Die Elftklässlerin freut sich, ihre Leidenschaft für die Wissenschaft mit Gleichgesinnten teilen zu können. Auch ihr „Kollege“ Maximilian Beyer ist begeistert und hat bereits Pläne für die Zeit nach der Olympiade: „Ich werde Chemiker, soviel steht fest!“ Fides Ochsenfeld
Fides Ochsenfeld
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